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Der Stellvertreter

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Der Stellvertreter Tuvok 13.3.03 22:40

Der Stellvertreter

Deutschland, Anfang der 40 er Jahre. KURT GERSTEIN ( Ulrich Tukur ) ist ein Evangelist, er ist überzeugter Christ, hat eine Frau, ANTJE, 2 Kinder, ARNULF, und ADELHEID. Sein Job bei der SS ist einfach. Er ist Leiter des Nationalen Entseuchungsprogrammes. Er kann sich nicht vorstellen wieso die Regierung so viel Zyklon B Gas braucht. Zu der Zeit hat niemand gewusst was wirklich alles passiert, KURT hat schon viel Gerüchte gehört, aber nie geglaubt. Doch dieses Mal wird er nach Polen zitiert. Man zeigt ihm, einen Erwählten unter sehr wenigen, was ein KZ ist und was wirklich mit den Juden passiert. KURT ist mehr als geschockt. In den wüstesten Träumen hat er sich das nicht vorstellen können. Noch Tage danach, als er mit dem Geheimnis herumlauft, übergibt er sich fast. Er erzählt es seinem guten Freund dem Pastor in seiner Gemeinde. Keiner will ihm anfangs glauben. Sein nächster Vorgesetzter, GRAWITZ misstraut ihm schon nach kurzer Zeit, lässt ihm aber gewähren. KURT hat nur eine Wahl, und durch einen Zufall, bei einer Audienz beim Kardinal in seiner Heimatstadt, trifft er auf RICCARDO FONTANA ( Mathieu Kassovitz )
der ihm als einziger zuhören will. RICCARDO fährt daraufhin zu seinem Vater in den Vatikan, der dort eine sehr hohe Position bekleidet. Er soll ihm helfen Papst Pius den 12. dazu zu bringen, KURT eine Audienz zu verschaffen, damit er von seinen schrecklichen Erlebnissen erzählt. KURT ist Chemiker und beliefert die Obersten Bosse mit Schädlingsbekämpfungsmitteln, und erfährt dann so beiläufig wofür das alles gedacht ist.
Beruht auf einem Theaterstück aus dem Jahre 1963. Ein sehr guter Regisseur der im Bereich Politthriller engagiert ist, inszenierte diesen spannenden und vor allem absolut sehenswerten Film, mit 125 Min. Länge vor 1 Jahr. Ein Film der Ähnlichkeiten mit „ Schindlers Liste „ und „ Der Pianist „ hat und vor allem in jede Schule gehört in jeden Schulunterricht. Anstatt wie viele Kriegsfilme und sonstige Nazistreifen einfach was unsinnig übertrieben darzustellen, reicht der Schrecken in diesem Film aus, um die absolut unmenschlichen Gräuel darzustellen. Der Film ist eigentlich eher etwas unkonventionell inszeniert, und zeigt in erschreckenden Bildern die Geschichte eines Kampfes zwischen Katholischer Kirche, SS, Gestapo, und dem Menschlichen Verstand. Sicher könnte man dem Film vorwerfen, das er eine Lektion bietet die wir schon als Volkschüler gelernt haben, aber gerade durch diese ruhige Inszenierung, die vielleicht wie eine Fernsehserie ankommt, spielt sich der Film eigentlich in das Herz der Zuseher. Hakenkreuz und Kruzifix, ein ewiger Kampf der Geschlechter und Machtpositionen. Etwas das wir heute nicht mehr so genau wissen wird hier als selbstverständlich gezeigt. Eine Geschichte die ich ehrlich gesagt noch nicht gesehen habe, und die auch meiner weiblichen Hälfte sehr gut gefallen. Hat. Sicher ist es kein Film wo man sich tagelange damit beschäftigen kann, aber dafür mehr als knapp 2 spannende Stunde. Sehr ankreuzen kann ich die Tatsache das bei dem Film das Grauen im Kopf stattfindet, und nicht im Film. Man muß nicht immer alles sehen, und sollte vor allem nie wegsehen wenn eine Gräueltat passiert. Die Darsteller liefern sich hier alle irgendwie ein teilweise scheinbares Schauspielduell um den Bewährten Titel, bester Ausländischer Film 2003. Man könnte allerdings noch lange über verschiedene Details im Film diskutieren. Woher wieso alles warum gekommen ist. Tatsache ist, das es verständlich ist, das die Leute damals gar nicht gewusst haben was abgeht. Und das wird hier gekonnt, ohne Überspanntheit, dargestellt. Gewünscht hätte mich mir unverzichtbare Spannung, bekommen habe ich eine ruhige aber seelenaufrüttelnde Geschichtstunde, die irgendwie nostalgisch böse daherkommt.

92 von 100

Tuvok 13.3.03 22:40