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Wir waren Helden

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"We were Soldiers" Robin 31.8.05 23:06
"We were Soldiers" blücher 1.9.05 07:20

Erst einmal: Von einem Film mit Mel Gibson muss man einfach heftigen Patriotismus erwarten (siehe auch: Braveheart, The Patriot (!)).

Eben las ich den Kommentar mit den Freiheitskämpfern. Ob der Film auf Fakten basiert, weiß ich nicht und ich kann es nicht sagen. Was jedoch Fakt ist:

Vietnam war zunächst die Sache der französischen Armee, bis die "Weltpolizei" USA sich der Sache annahmen. Daraufhin artete es in einen - für den Kalten Krieg typischen - so genannten "Stellvertreterkrieg" aus, d.h. die Sowjetunion führte über den Vietcong gegen die USA (die hier offen gekämpft/Südvietnam unterstützt haben) sozusagen indirekt einen Krieg (der Kalte Krieg ist eine Ära mit vielen solcher Kriege; begonnen hat er - man ist sich keinesfalls einig und es wäre töricht, ein Datum zu nennen - wohl am Ende des 2. Weltkrieges (also ab 1945) und zog sich bis zum Fall der Berliner Mauer hin; Wettrüsten/drohender Atomkrieg sind hier wichtige Schlagworte (zwischen Sowjetunion und den USA, Kommunsimus vs. Kapitalismus)).

Während die USA eine absolut unbestreitbare technologische Überlegenheit hatten, lag der entscheidende Vorteil beim Vietcong - Guerilla-Taktiken, die berühmten Sprengfallen (in diesem Film nicht in Gebrauch) und natürlich die Tunnelsysteme - was schließlich über recht unerfreuliche "Patzer" ("Agent Orange", Friendly Fire, zivile Opfer, Vietnam-Syndrom, aber auch die positiven Friedens- und Hippiebewegungen --> Woodstock) zum Ende des ersten Medienkrieges führte - mit den allmächtigen USA als - Verlierer, krass ausgedrückt. Im Film sind im letzten Drittel auch Symbole für die Medienträchtigkeit des Krieges zu finden (der Kriegsberichterstatter mit der Kamera und den Fotos). Doch für einen Film mit solchem Anspruch beinhaltet er zu wenig dieser "Symbole" (oder eher Metaphern?), daher die niedrige Punktzahl.

An dieser Stelle möchte ich den Patriotismus kommentieren. Zunächst einmal: eigentlich war nichts anderes zu erwarten, und im Endeffekt war es dieselbe "Ami-Kacke" wie bei "Der Soldat James Ryan" (der übrigens der mieseste Film ist, den ich kenne). Allerdings waren die Amis (sind?) damals so drauf, muss man auch sagen. Zum Realismus: Grad der gezeigten Brutalität ist mittel-hoch, Waffen/Werkzeuge realistisch (na gut, ob es historisch verbürgt ist, dass der Leutnant Colonel die Mörser kaltgepinkelt hat, wage ich zu bezweifeln - was nicht heißt, dass es nicht der Wahrheit entspricht); was seltsam ist, ist, dass der Vietcong manchmal passable Schüsse abgibt (Kopf/Herzschüsse), und im nächsten Moment wird mit den AK-47's gefuchtelt und geballert, aber nichts passiert wirklich. Ich interpretiere hier bewusst ein Symbol hinein: die überlegene Ausbildung der US-Truppen und die bessere Ausrüstung (die AK-47 ist wohl die überschätzteste Waffe der Welt - großes Kaliber mitunter ja, Schlammpfützentauglich auch, zuverlässig und billig - jepp, aber bitte, ungenau. Ein M-16? Gasdrucklader im Lauf, nicht von Vorteil, trotz allem besser, denn es schießt besser, weiter und vor allem genauer (Anmerkung: die im Film benutzte Version des M-16 ist soweit ich weiß das M-16 A1, mit Einzelschuss- und Vollautomatikmodus. Später wurde es gegen das (heute noch verwendete) M-16 A2 getauscht, mit einzel- und Salvenmodus. Grund: Munitionsverbrauch, angeblich (besagt eine fragwürdige Statistik) soll nur jede 1.600 Kugel der US-Truppen getroffen haben. Die Dimension ist verzerrt, doch im Kern stimmt es: erst schießen, noch mehr schießen, nochmal ein Magazin und dann den durchlöcherten Affen angucken. Toll. Oder den massakrierten Busch.). Und was diesen alten Nazikiller (ich nenne ihn mal so), der angeblich bei der Südinvasion in Italien (WW2) und der Normandie und "Holland" (??? was meint er damit? War er auch gleichzeitig bei den Luftlandedivisionen? Kein Wunder, dass er nur einen 1911er Colt braucht...) anbetrifft: Schwamm drüber, ein Superheld ist selten genug.

Die Szenen mit den Familien sind überflüssig und irgendwie schlecht reingeschnitten (zu krasse Schnitte). Zwar auch symbolisch und ganz toll, aber durch die Charaktere ist er eher actionlastig.

Alles in allem: Ein klasse Actionstreifen (nur zu empfehlen), aber ein Antikriegsfilm wie etwa (der Vergleich tut mir weh) Kubrick's "Full Metal Jacket" oder dem Klassiker "Platoon"? Niemals, niemals, niemals... Actionfilm ja, "Antikriegsfilm" (Genrename ist irreführend) mit Botschaft: nein, weil die Botschaft nicht klar herüberkommt.
Aber nett, dass hier und da erwähnt wird, dass mehr Vietcongs als US-Truppen den Tod in Vietnam gefunden haben, und dass nicht nur USA-Bewohner eune Familie haben. Und dass die "bösen Kommunisten" auch Menschen sind.

Ich persönlich bedauere den Tod jedes einzelnen Lebens in diesem Krieg; im Endeffekt sind sie alle für die Politik gestorben.

(auch wenn der Film/viele Filme dieser Art so wirken, als ob es die Soldaten auf US-Seite so ganz unvehofft und keinesfalls (*lach*) durch eigenes Verschulden/offensive Politik ihrer Regierung in den Krieg ziehen "müssten", ignoriere ich geflissentlich, sage aber als endgültigen Schlusssatz: Am Anfang und Ende standen große Worte, dazwischen große Taten und viel Leid. Und dahinter: Gesinnung.

Robin 31.8.05 23:06