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Das fliegende Klassenzimmer

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KÄSTNERS PARABELN DIETMAR KESTEN 10.1.06 19:24

DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER

KÄSTNERS PARABELN

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 17. DEZEMBER 2005.

Erich KÄSTNERs (1899 - 1974) Kinderbücher sind bekannt. Seine „Gesammelten Schriften für Erwachsene“ weniger. Der Kinderfreund KÄSTNER hatte sich mit einer Reihe von Romanen für die Kleinsten viele Freunde gemacht. Ab 1929 wurde er einem größeren Leserkreis bekannt. Bis 1933 veröffentlichte er die Bücher „Emil und die Detektive“ (1929), „Pünktchen und Anton“ (1931), „Der 35. Mai“ (1931), „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933). Die Nazis verboten und verbrannten seine Bücher Darunter „Herz auf Taille“ (1928), „Ein Mann gibt Auskunft“ (1930), „Gesang zwischen den Stühlen“ (1932), und „Fabian“. In diesen Büchern wandte er sich mit Witz gegen die spießbürgerliche Moral, gegen Militarismus und Faschismus. Mehrere Male wurde er von der Gestapo verhaftet und wieder freigelassen (1937 - 1940).
1945 gründete er in München das Kabarett „Die Schaubude“, 1951 das Kabarett „die kleine Freiheit“ und wird Feuilleton - Redakteur der „Neuen Zeitung“ in München. 1951 - 1962 ist er Leiter des Westdeutschen PEN - Zentrums. 1959 erhielt KÄSTNER das Große Bundesverdienstkreuz. Ab 1961 schrieb er seine Aufzeichnungen „Notabene 45. Ein Tagebuch“. Es folgte 1963 die Publikation des „Kleinen Mannes“, ein Roman für Kinder. KÄSTNER starb am 29. Juli 1974 im Alter von 75 Jahren in München.

Seine Bücher wurden immer wieder verfilmt. „Emil und die Detektive“ bereits 1931 erstmalig, „Drei Männer im Schnee“ ab 1933, „“Pünktchen und Anton“ 1953, „Das fliegende Klassenzimmer“ 1954, „Fabian“ 1980. Nun ist „Das fliegende Klassenzimmer“ vielleicht nur aus der Zeitepoche heraus zu verstehen, wo die Schule sicherlich auch noch Ort von Streichen war. Heute ist es kaum noch vorstellbar, dass in diesen Leistungsinternaten jungendliche Dreistigkeit nicht mit Strafen belegt würde.

Es geht im Film darum, dass sich Tertianer eines Internats und Realschüler einer benachbarten Schule sich nicht besonders mögen. Beide Gruppen hecken Streiche aus, um der jeweils anderen eines auszuwischen. Eines Tages stehlen die Realschüler die Aufsatzhefte der Gymnasiasten und verbrennen sie. Der Schulalltag gerät in helle Flammen. Doch so ganz lustig ist es nicht; denn hinter diesen Szenen befinden verbergen sich die Ideale, die man von KÄSTNER kennt und schätzen gelernt hat: zwei Männer, die sich aus den Augen verloren haben, finden durch die Schüler wieder zueinander. Ein verständnisvoller Lehrer mit Namen Justus (1954 spielte ihn Paul DAHLKE) erweist sich immer als Freund der Schüler. Und natürlich geht es immer wieder um Nächstenliebe, Freundschaft und Güte.

Fazit:

Der Film ist nicht unbedingt großes Kino. Dafür strahlt er aber viel von dem aus, was man heute schmerzlich vermisst: ein etwas intensiveres Zusammenrücken in Notzeiten und Krisensituationen. Die Krähensolidarität lässt Solidarität, Nächstenliebe und Wahrhaftigkeit nicht mehr zu. Sich ein Stück aus dem Film zu ergattern, wäre eine Möglichkeit, Licht in dunkle Zeiten zu bringen.

DIETMAR KESTEN 10.1.06 19:24