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Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs

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Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs tempi 20.12.03 13:06
Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs lk 22.12.03 09:35
Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs Dietmar Kesten 20.12.03 15:11

tempi schrieb:

» @Dietmar Kesten
» Das was ich oben lese ist ja wohl die dümmste und
» and den Haaren herbeigezogenste Kritik die ich je
» lesen durfte. Üben Sie noch etwas.
» Ansonsten kann ich nur sagen der Film hat mich beim
» anschauen gepackt sowi verzaubert. Einfach
» wunderbar


Die global vernetzte Fan-Gemeinde wird sich über
Ihren Anwurf freuen.
Die global konzentrierte Marketing-Kampagne zum
"Herrn der Ringe" kann nur kritisch beleuchtet werden;
denn er gehört mit seinen endzeitlichen Schlachten
zur kleingeistigsten Filmphilologie, die es in den
letzten Jahren gegeben hat.
Wer sich vom Schein der Bilder erdrücken lässt, der
hat von populären Mythen des Fantasy- und Abenteuerkinos, die ins Kino gesetzt werden, wenig
verstanden.
Auch davon, welche Funktion Fernsehen und Kino in
der Moderne haben.
Über den Kunstwert des Filmes kann man streiten.
Es soll Leute geben, die aus dem Kino gelaufen sind,
weil sie den "Herrn der Ringe" für eine Zumutung
gehalten haben.
Andere, wie ich, haben sich an eine Interpretation
gewagt, und festgestellt, dass er mit seinen
animierten Computer-Pixelbildern und den verlorenen Figuren, Kitsch in seiner höchsten Vollendung ist.
Die Ring-Sage ist da kein Einzelfall.
Wer sich an Harry Potter erinnert, dem fällt auf,
dass das Mysterienspiel munter fortgeführt wird.
In einer Zeit, in der das Übernatürliche, die
Esoterik, die Flucht aus der Realität in
Sekten und politischen Sammeldbünden mit
mehr als fragwürdigen Hintergründen mehr und mehr
auf den Vormarsch ist, ist der Zweck dieser
und ähnlicher Filme, eine kindliche Vertröstung,
eine Verwandlung dieser heilen Welt in Schlachten,
Kriege und Verbrechen.
Wer einfach über die tumben Gewaltszenen aus dem
"Herrn der Ringen" hinwegsieht, der hat die
äußerste Bastion im Reich des Sehens nicht verstanden.
Die Lotterie mit dem Tod ist keine Königshaltung.
Da helfen auch keine Oscar-Nominierungen.
Der Vernichtungskampf des "Herrn der Ringe" kann
kein kindliches Lachen hervorbringen. Höchstens:
sich Fürchten.
Einen Augenblick habe ich den Film und seine
apokalyptischen Bilder als Träumer betrachtet, der
mit dem Leben davongekommen ist.
In der Zwischenzeit (siehe meine Kritik)meine ich,
dass er die zynische Wiederkehr des hilflosen
Hunnenkönig Etzel ist, der von Kriemhild geblendet
wurde.
Wirrwarr der Gefühle erzeugen Behäbigkeit des
Denkens und des Fühlens.
Die Blindheit und Abstumpfung, mit der "Der Herr der
Ringe" zu Werke geht, gehört mit in die Kategorie
neuer Leitbilder.
Jedes Kino benötigt sie.
Wenn dann am Ende die Grausamkeit durch die
reinen Figuren aufgehoben wird, und der Eindruck
entsteht, dass ja alles nicht so schlimm war,
dann verwandeln sich Klischees in Klischees.
Haben sie das Publikum erreicht, dann enstehen
'Lebensfilme', die das Leben zum Film machen.
Da die meisten Erzeugnisse in Unterhaltung verpackt
sind, ist auch "America and the Movies" (nur)traditionelle Unterhaltung.
Sie bleibt aber eine Flucht vor der Realität.
Wenn der "Herr der Ringe" an den Rand unseres
Bewusstseins drängt, dann sollte man sich den
Kopf darüber zerbrechen, ob seine zerknirschten
Helden, die ich gebe es gerne zu, von aller Welt
gefeiert werden, nicht eher der Tyrannei der
Unterhaltung entsprechen.
Und weil sie mit zur unausweichlischsten Kraft des
modernen Staates gehört, gibt sie viele Aspekte
der allgemeinen Denkrichtung, die im Fernsehen und
im Kino Entsprechung finden, vor.
Der "Herr der Ringe" IST keine Ausnahme, sondern
leider nur ein weiteres Beispiel dafür, dass die
Welt der Postrealität die vernichtenden Auswirkungen
der Unterhaltung in dieser Form noch zu spüren
bekommen wird.

Dietmar Kesten 20.12.03 15:11