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Cabin Fever

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Geschmacksache! Räfi 19.5.06 12:06

Tja, ich habe mir Cabin Fever gekauft, da ich einen krassen Horrorfilm mit bösartigen Hinterwäldler und einem blutigen Virus wollte! Die Idee von einem fleischfressenden finde ich nicht schlecht, wie sie umgesetzt worden ist ist Geschmacksache! Der ganze Film ist Geschmacksache, da er einerseits ziemlich unlogische Handlungen der Kids beinhaltet, die aber wenigstens meist in einer fatal bizarren Situation enden (oh, meine Feundin liegt halbtot und halb angefressen am Boden, was mache ich...? ...ach, ich glaube ich nehme lieber den Spaten anstatt das funktionierende Gewehr und hau mal ein paar mal kräftig drauf ein!). Das dürfte wenigstens ein paar Horrorfreaks zufriedenstellen. Andererseits gibt es auch noch Szenen, wo man sich einfach nur fragt "Hä?" (z. B. Dennis der Akrobat!), was wiederum für den ein oder anderen Lacher sorgt (oder Justin der nach der Frage des Berufs seines Hundes einfach irgendwie seltsam rüberkommt mit: "oh verarscht...ich hab dich angelogen"...Stille...Stille...Lachen von Jeff...Stille!). Und die "Nigger-Szene" ist wohl fast die lustigste (obwohl das einige Leute nicht sehr lustig finden, was ich zwar nachvollziehen, aber nicht verstehen kann...is'doch nur ein Film!), die am Schluss wiederum sehr ironisch daherkommt.
Doch es gibt schon wirklich neue gute und schlechte Sachen an dem Film. Die guten zuerst: Der Film ist zwar nichts Wesentlich neues im "Hinterwäldler-Genre", jedoch gibt es ein paar Neuerungen: 1. Es geht nicht um psychophatische ("Chainsaw Massacre") oder kannibalische ("Wrong Turn"...der meiner Meinung nach jedoch, trotz weniger Blut (!!) gelungener ist) Killer, die Kids jagen, sondern es ist sozusagen "der Wald" (den fand ich übrigens sehr passend in Szene gesetzt!), der die Gefahr darstellt (damit meine ich das Virus, den diese Viren kommen irgendwo aus diesm Wald!). 2. Die erste Hälfte ist zwar ein wenig langweilig, dafür knüpft die zweite umso besser an, was ich eigentlich fast der beste Punkt des Filmes finde. Es wird plötzlich alles auseinandergerissen; Jeff haut ab, Bert flieht, um Hilfe zu holen, Karen wird durch viele Turbulenzen im Stich gelassen und Paul findet die Leiche des Jägers, was wiederum einen Beitrag dazu leistet, dass Marcy umkommt (und wie...huii, das ist echt krank!). Und das alles eingepackt in sehr rasanten Szenen, die wirklich Schlag auf Schlag folgen, sorgt nicht nur für Angst, sondern auch für Spannung, die, meiner Meinung nach, gut ausgebaut wurde. Besonders beeindruckt hat mich die Szene, nach der wunderschönen Rasur (!!), bei der alle drei, im Wald anwesenden, Kids eingeschlossen werden: Zuerst ein ferner Schuss von den Jägern, die Bert suchen, dies führt dazu, dass Marcy, die in der Hütte ist, natürlich nachschauen will, was draussen los ist, was auch Paul, der im Wald ist, wissen möchte...also rennt er zurück und findet die zerstückelte Marcy und später die vergessene, schon halb verottete Karen vor. Diese Szenen sind echt hart, werden Horrofreaks aber sicherlich freuen! Ausserdem wurde in Cabin Fever auch etwas neues ausprobiert (was meiner Meinung nach, aber nicht besonders gut gelungen ist) und zwar die Sache mit den Hinterwäldler...die werden nämlich auf einmal, eben auf eine ziemlich seltsame Weise (Dennis, "der arme Junge", der nun eine Krankheit hat...wegen DIR, weil ER DICH gebissen hat, hat er jetzt diese Krankheit, oh, und wenn nun plötzlich ich diese Krankheit bekomme, oh, duuu..."!!) miteinbezogen, was ich eine sehr gute und vor Allem neue Idee finde, die jedoch leider eine bessere Logik vertragen könnte!
3. Die Musik finde ich klasse!! Dieses Geigengesumme, das harmlos anfängt und immer absurder wird, passt ideal in diese Herbstwälder hinein und passt auch zum Virus: Es fängt harmlos an, wird aber unaufhaltsam immer schlimmer und schlimmer. Echt klasse gemacht!
4. Der Schluss. Der Schluss ist sicher für viele eine Enttäuschung, da man erstens nicht erfährt, was mit Paul und der Hütte passiert und er zweitens den Zuschauer abrupt aus den Wälder reisst, in die plötzlich wieder ganz normale, idyllische Waldgegend und zum Anfang zurückfindet. Anfangs war ich darüber auch enttäuscht, ich hatte eher ein wirklich krasses Ende erwartet, so z. B., das die Hinterwäldler "ein schreckliches Geheimnis" über den Virus bewahren, etc., einfach etwas, das die Hinterwäldler mit dem Virus zu tun haben. Oder dass man vielleicht noch erfährt, was es mit diesem Dennis auf sich hat, einfach noch irgend ein "Aha-Effekt"! Aber nein, nichts dergleichen, stattdessen bringt hier Eli Roth einen ziemlich sarkastisch humoristischen Schluss, der für die einen der reinste Bullshit ist, für die anderen aber genau das unterstreicht (was auch Roth's Meinung ist), was viele von solchen Low-Budget Filmen erwarten: "Just have fun"!!! Das ist zwar Geschmacksache, jedoch ist trotzdem gut in Szene gesetzt (noch der Wassertransporter am Schluss...einfach lustig!)!
So, zu den schlechten Sachen:
1. Der Anfang. Den Anfang hätte man viel besser machen können. Ich fand's zwar toll, wie die Abgeschiedenheit dargestellt wird und das mit dem verseuchten Hund ist auch keine schlechte Grundidee. Aber man hätte das viel besser in Szene setzen können. Erstens hätte man die Jägerhütte viel besser machen können, ich dachte zuerst, er sei einfach im Wald am jagen, aber nein, ein paar Äste und Blätter bilden eine Hütte, die man nur ganz schwach im Hintergrund zu sehen bekommt und eigentlich gar nicht richrig realisiert, das dieser subtil wirkende Mann ein Jäger ist. Und dann die Szene mit dem Hund...sieht doch jedes Kleinkind doch auf den ersten BLick, dass der Tod ist...aber nein, der Jäger weiss es natürlich besser und versucht in mit seiner Beute wieder auf die Beine zu kriegen. Als ob das nicht schon dumm genug wäre, packt er den Hund natürlich genau so, dass im genau das Blut ins Gesicht spritzt (was auch schauspielerisch eine schlechte Leistung war!)! Man hätte doch immerhin eine bisschen ausgeklügerte Vorgeschichte zeigen können (z. B: der infizierte Hund leckt in ab, etc.) und dann noch sehr fragwürdig dargestellt. Danach den Schnitt zum College...ist nicht schlecht, man weiss genau, dass man einen Film anschaut, bei dem Kids umkommen! Aber dann geht es plötzlich einfach wieder viel zu schnell. Nur kurz erfährt man, dass sie den College-Abschluss haben und so logischerweise zum Feiern wegfahren wollen (hätte man auch viel besser darstellen können). Dann eine kleine Szene zwischen den Kids im Auto, die ich gut finde. Aber schon fährt man an einer Raststätte vorbei, wo man ganz genau weiss, dass hier etwas mit der Geschichte zusammenkommt und man sich dadurch irgendwie gestresst fühlt, kurz: Der Anfang geht einfach viel zu schnell, man hätte ihn effektiver gestalten können.
2. Die Schauspieler sind nicht gerade erste Sahne, das war ja schon von Anfang an klar, ist für mich auch nicht störend. Für einen solchen Low-Budget-Film ist es sogar noch eine gute Leistung von den Schauspielern. Der erste Negativpunkt hier kommt aber mit den Dialogen. Die sind zum Teil einfach viel zu wenig ausgereift und kommen nicht gut rüber (was nicht den Schauspielern in die Schuhe geschoben werden darf!). Sie sind einfach zu kantig, weisen zwar immer wieder eine gewisse Ironie auf, doch das ist zu wenig!
3. Die Klischees. Warum? Warum streuen Regisseure, die einen "Kids-Killer-Film" machen, immer dermassen stupide und einfach absolut unnötige Klischees hinein?! Es reicht doch, wenn man ein paar Eigenschaften der Kids kennt, aber nein, es MUSS natürlich ein Vollidiot (Bert), ein Angeber (Jeff), eine Schlampe (Marcy), die sensible Liebesfigur (Karen, die NATÜRLICH am meisten leiden muss und NATÜRLICH als erste angesteckt wird...!) und der Held (Paul) dabei sein. Natürlich müssen Personeneigenschaften mit der Geschichte verknüpft werden, aber bitte nicht mit Klischees und dann noch mit zum Teil sehr dämlichen ("Kann ich zu euch ans Feuer kommen"? -"Ääh, eignetlich haben wir eine private Unterhaltung"... -"Ist cool, ist cool, dann werde ich den Beutel Gras eben selbst rauchen..." -Oh nein, komm ruhig her..."!).
4. Wie schon oben erwähnt, gibt es im Film einige Szenen, wo man sich nur noch fragt "Hä?". Das kann lustig sein, lenkt aber sehr ab. Zum Beispiel, bei der Szene, wo Bert vor dem Laden steht und einen Arzt sucht. Der komisch wirkende Besitzer (warum muss der so komisch wirken, er ist ja eigentlich nicht böse?) sagt: "Ja...ja, ich hol dir einen Arzt, komm aber ja nicht näher, bleib schon da"! Beim ersten mal schauen denkt man dann irgendwie, dass er jetzt den Teufel persönlich anruft, bis man merkt, dass das wegen Dennis gesagt wurde, der seltsamerweise (aber eben auch lustigerweise!) plötzlich von Pfannkuchen schwärmt und danach in Bert's Hand beisst (wie ein Kind das bei einem fast ausgewachsenen Mann schafft, ist auch sehr fragwürdig!), was ja wiederum zu dem "Mein Junge ist wegen dir krank-Effekt" führt, was einfach zu viele Fragen offen lässt. Oder man fragt sich, warum der schon blutübertrömte Jäger nach dem versuchten Autodiebstahl plötzlich wie Zombie, fast agressiv, umherirrt und kein einziges Mal "Ich brauch doch nur Hilfe" sagen kann, stattdessen sich wie ein Vollidiot abfackeln lässt. Diese Situation hätte sich schon so ergeben können (möglich wär's!), aber ich glaube in nur einem von 1000 Fällen wäre das Folgende wie im Film passiert!
SO! Danke für's lesen meines Romanes, jetzt nur noch kurz das Schlusswort: Der Film ist einfach Geschmacksache, wer auf derart derbe, aber auch zum Teil lustige Filme steht, sollte sich den Film kaufen, dann ist er sehr empfehlenswert. Für alle anderen: Lasst ja die Finger davon, sonst bekommst du noch Zustände!
Ich gebe ihm sieben Sterne, da er trotz unlogischen Handlungen und seltsam wirkenden Darstellern ohne Sinn, auf seine eigene Erzählart zu überzeugen weiss und einfach einen lustig, ironsichen Schluss hat!

Räfi 19.5.06 12:06