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Last Samurai

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Last Samurai 4.2.04 01:09
Last Samurai Dietmar Kesten 4.2.04 18:06

Guten Tag!

Zunächst noch einmal einige Richtigstellungen zur Thematik „Samurai“.
Im Laufe des Bürgerkrieges des 11. Jahrhunderts haben sich die als
Verwalter für den Hofadel auf dessen Provinzgütern tätigen Krieger
(Samurai) weitgehende selbständige Recht angemaßt.
Mit dem Machtzuwachs der Familie Minamoto nach ihrem Sieg
über die Taira stellen sich zahlreiche Mitglieder dieser neuen
Kriegerschicht unter den Schutz der Sieger.
Dadurch entstand ein kompliziertes System der Abhängigkeit,
von Lehen und Afterlehen, dessen innerer Aufbau zugleich durch die
weitgehende Unabhängigkeit des Kriegeradels in den
Nord- und Ostmarken von der Zentralregierung in den Kernprovinzen
gekennzeichnet war.
1192 wurde erstmals der Titel „Shogun“ (siehe gleichnamige
Fernsehserie) verliehen.
In einer von Feldzügen gelang es Yoritomo, die Macht der Familie
Fujiwara zu brechen. Später entsteht das Prinzip der dreifachen
Stellvertretung: Ein Regent aus dem Hause Hojo übt die Macht für einen
Schatten-Shogun aus der Familie Fujiware oder dem Kaiserhaus aus,
der selbst als Stellvertreter des Kaisers gilt. Der Kaiser als
Nachkomme der obersten Schinto-Gottheit ist über die Ausübung der
weltlichen Macht erhaben und greift nicht in die Staatsgeschäfte ein.

Ab 1318 verschärfen sich diese Spannungen mit dem Restaurationsversuch
des Kaisers Go-Daigo, der die Vorherrschaft der Schogunatsregierung
nicht anerkennen will.
1338 lehnt sich unter der Kemmnu Restauration Takauji Ashikaga gegen
Do-Daigo auf, setzt ihn ab und lässt sich selbst vom Kaiser Komyo
zum Schogun ernennen. Da Do-Daigo das nicht anerkennt, kommt es
zur Spaltung zwischen der Nord- und der Süddynastie, die erst nach
mehr als 60 Jahren in einer Kompromissformel aufgehoben wird.

Ordnet man die Samurai hier ein, stellt man fest, dass sie ja historisch
Nichts anderes waren, als eine Ritterkaste im Feudalsystem Japans.
Den Ursprung verdanken sie eigentlich nur der damaligen isolierten
Insellage des Landes und der Unterteilung japanischer Inseln durch
Gebirgsketten.
Die Anführer dieser Talschaften Japans schworen den jeweiligen
Kaisern die Treue bis in den Tod. Seit im 7. Jahrhundert n. Chr.
Der Fürst Fujiwara Kamatari nach dem Vorbild der chinesischen
Tang-Dynastie eine Zentralregierung errichtet hatte, beherrschte praktisch
ein Familienverband das Land.
In einem nicht besonders klugen Zugeständnis an den unter staatlicher
Schirmherrschaft eingeführten Buddhismus hatte man die Klöster von
der Pflicht einer Steuerzahlung befreit.
Auf diesen Wohlstand gestützt (ganz pragmatisch betrachtet,
stand so der Buddhismus in der ideologischen und staatlichen Abhängigkeit
der jeweiligen Zentralregierungen!), beherrschten zwei Familien (siehe
oben) den Kaiserhof.
Erst im späten 19. Jahrhundert fiel die Macht in Japan an den Hof zurück.

Die Shogune stritten sich immer um die Vorherrschaft i m Land.
Ihre Gefolgsleute, die Samurai, waren nicht anderes als wilde Kriege,
sicher erfahren, und auch niemals Raubritter, wie wir sie später im
Mittelalter finden.
Einen Beweis ihrer Fähigkeiten lieferten sie mit dem Sieg über die
Mongolen (1274).

Der von mir kritisierte Film, hatte weder die historischen Gegebenheiten
hinterfragt, und auch keiner Stelle versucht, die Samurai mit ihrer
erzreaktionären Ideologie hier einzuordnen.
Es geht also um beide: um den geschichtlichen Hintergrund, und um
die Einordnung dieser Kultur und natürlich auch um die Stellung der
Samurai zum Buddhismus.
Diesen hatten sie in der Ausprägung der Zen-Ausprägung übernommen,
der nichts anderes ist, ohne damit tiefer auf seine Ideologie eingehen
zu wollen, als eine meditative und poetische Einstellung zum
Universum.

Die Schwerkunst wurde vom Buddhismus übernommen. Und auch
hier findet sich meine Kritik wieder: töte, aber mit Überlegung,
mit Verstand!
Die „Treue“ gegenüber dem Kaiser legte auch auf Zeremonien
großen Wert. Sie selbst gingen ja soweit, dass man sich nach
altem Ritual den Bauch aufschlitze, während zur gleichen Zeit
der Henker, den Kopf abtrennte.
Mit Verlaub gesagt: diese Schwerträger kann niemand mehr für
voll nehmen. Sie gehören einer alten Kultur an, die geschichtlich
überwunden sein sollte, und die sich nur noch in solchen
Filmen wie „The Last Samurai“ widerspiegelt.
Als Film also eine Katastrophe, als geschichtlicher Hintergrund mehr
als fragwürdig, und Tom CRUISE überlebt die Moderne vom
Sattel aus, und wird dafür noch mit dem Hofknicks der ganzen
Kaiserarmee bedient.

Die Samurai-Kultur gipfelte nur in der gemeinsamen Überzeugung
nach Werten, Mythen, Tabus, Forderungen, Gebräuche und
Überlieferungen. Ein Ballast, den der Film mit sich rumschleppte.
Er ist konservativ aus diesen grundsätzlichen Erwägungen heraus.

Dietmar Kesten 4.2.04 18:06