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Open Range - Weites Land

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recht nett Tuvok 5.6.04 21:10

Open Range – Weites Land

Was gibt es schöneres als in der Frühe in der Natur aufzuwachen, die stinkende Kühe im Hintergrund blöken dahin, der Hund miaut, die Katze bellt, der Schwanz juckt, die Gelsen haben Ihre Sekrete in deinen Körperöffnungen hinterlassen, einige verirrte, suizidgefährdete Riesenwanzen nagen an deinem Zehenkäse, dein Kollege schnarcht wieder mal so laut das die beheimatete Gämse in 4 Km Entfernung Potenzstörungen bekommt, und ein vorbeifliegender Seeadler, das Nationalhühnchen der USA im Sinkflug versucht sich das Leben zu nehmen, wenn die Kuhfladen so stinken das in einem geschlossenem Raum die Fenster sich auf die Straße stürzen wegen einem intraimplodierten Geruchsholocaust, dann weißt du, du bist in der Natur, und treibst ein paar Rinder von irgendwohin nach Irgendwohin.

Ein wunderschönes Land, so beginnt der 139 Minütige Film, saftiges Gras, wohlschmeckende Felsen, wunderschöne Hügeln, eine herrliche Gegend, die absolute Freiheit, und ein Viehtreiber mit seinen 3 Freunden.
CHARLEY WAITE (Kevin Costner) und BOSS SPEARMAN (Robert Duvall), sind Nomaden, Viehtreiber, sie sind frei lebende Cowboys, ständig in der Natur und absolut glücklich. Die 2 kennen sich schon lange, reden wenig, jeder weiß was der andere denkt, bevor er handelt, jeder akzeptiert den anderen, alle haben sich gerne.
1882, der Westen wird immer kleiner, es wird immer schwerer einen freien Platz zum Grasen zu finden, viele Großgrundbesitzer existieren die den Cowboys das Viehe treiben untersagen. CHARLEY und BOSS kennen sich schon seit 10 Jahren, doch in den letzten Jahren hat sich alles rasant verändert, keiner kann mit der Moderne zurechtkommen, beiden meiden Städte wie die Pest.

MOSE (Abraham Benrubi aus Parker Lewis der Serie, der Riese), und BUTTON ein 16 jähriger Indianermischling aus Texas begleiten die beiden, und ein kleiner Hund, der ursprünglich CHARLEY gehörte, aber immer mehr zu MOSE gehört. Einem wahrhaft sanften Riesen. Das Leben in der Natur ist einfach, man isst, trinkt Kaffee, redet über die Tiere, über die Natur, über die Veränderlichkeit des Lebens, geht scheißen, wascht sich im Fluss, reitet den ganzen Tag, ein wahrhaft schönes Cowboyleben.

Das wenige Geld das sie mit dem Verkauf von Rindern machen, reicht gerade um die nötigsten Vorräte zu kaufen, und die nächsten Wochen in der Natur zu überleben. Hin und wieder macht man einen Besuch in der Stadt um sich mit Vorräten einzudecken. Doch als diese zur Neige gehen, schickt BOSS, seinen Freund MOSE nach Harmonville, einem kleinen Dorf das nur wenige Meilen entfernt ist, und er sollte am nächsten Tag wieder da sein. Was aber nicht passiert, und so macht sich BOSS und CHARLEY auf den Weg in die Stadt und suchen MOSE. BUTTON bleibt derweil im Lager zurück.

PERCY, der Besitzer des hiesigen Stalles, wo die beiden Ihre Pferde unterbringen erzählt Ihnen von einer Schlägerei mit einem großen Kerl. BOSS und CHARLEY machen sich sofort auf zum Sheriff, der den Riesen ins Gefängnis gesperrt hat. Dort ein arroganter Sheriff POOLE, der den schwer verletzten MOSE kalt lächelnd in den Knast gesperrt hat. BOSS bittet den Stadterbauer, Großrancher und Besitzer fast aller Häuser der Stadt, BAXTER, ihn freizulassen, was dieser nur widerwillig tut, da er wie der Sheriff alle Cowboys hassen, da diese die letzten Weiden abgrasen.

BOSS und CHARLEY reiten aber entgegen dem Befehl des Stadtverlassens zu Doc BARLOW, der mit SUE BARLOW (Annette Benning) die einzige medizinische Versorgung der Stadt ergibt. MOSE soweit wieder gut drauf, reitet mit den 2 zurück zum Lager, wo er in den nächsten Tagen seine gebrochenen Rippen versucht zu vergessen. BUTTON berichtet Ihnen das bei Ihrer Abwesenheit 4 maskierte Männer die Herde beobachtet haben, worauf BOSS den Schluss zieht, das seien die Männer von BAXTER.

Und bevor zu viel Zeit vergeht, lauern sie Ihnen auf in der Nacht und entwaffnen sie. Doch eines haben sie nicht bedacht, ein 5. Mann war bereits im Lager und hat MOSE erschossen, und BUTTON angeschossen, und den Hund getötet.

CHARLEY kann es nicht glauben, und er wird immer ruhiger, und gegen Abend erzählt er BOSS wieso er so missmutig ist, und schlecht drauf ist. Er war früher ein Söldner, der im Krieg viele Leute getötet hat, und später für Geld auch Zivilisten getötet hat, doch als er aufgehört hat, hat ihn seine Vergangenheit immer wieder eingeholt, nur in der letzten Zeit konnte er sie vergessen, doch jetzt sind die grässlichen Erinnerungen wieder da, und er schwört Rache für MOSE und BUTTON, den sie zum Doktor bringen der nicht da ist. SUE berichtet, er sei bei BAXTER, einen gewissen BUTLER verarzten, dem MOSE zuvor den Arm gebrochen hat, und die anderen Jungs, die BOSS und CHARLEY teilweise etwas zugerichtet haben. Außerdem sagt sie Ihnen, das BAXTER Rache geschworen hat, und BUTLER für den Tod von MOSE zuständig war.

Kurz darauf beginnt ein schweres Unwetter, und als BOSS und CHARLEY auf den Weg zum Saloon einen Hund retten und so einen neuen Freund in der Stadt finden, erfahren sie das die wenigsten BAXTER leiden können, doch keiner traut sich gegen ihn was zu machen, und nun fängt an CHARLEY einen Plan auszuhecken.

Klingt wie „12 Uhr Mittags“ meets „Für eine Handvoll Dollar“. Die ganze Geschichte ist recht einfach erzählt, und auch wenn sie einfach ist, sie ist wunderschön, Alleine schon von den Landschaftsaufnahmen, und so soll es auch die ganze Zeit bleiben, die Aufnahmen sind beileibe bei dem Film das schönste, leider. Er fängt sehr gut an, hoffnungsvoll sitzt man wenig rutschend im Kinosessel, nachdem man ihn mit dem Podex gut aufgewärmt hat, und ein paar verschiedene Salzgebäckstücke verdrückt hat, versucht sich auf den Film zu konzentrieren und wie ein Karpfen im Strudel der Western Nostalgie zu versinken, doch wird man jäh aufgeweckt, da sich der Film als leider zu einfach menschliches Drama, mit einer zu wenig ausgebauten Geschichte entpuppt, die leider nicht so ganz spannend war, wie man sich erwartet hat, nachdem man den Anfang gesehen hat.

Die Story, ähnlich in vielen alten Westernfilmen, war schon sehr oft da. Auch hier, das macht nichts, aber dieses Mal sind sehr gute Schauspieler beteiligt gewesen. Nur haben die leider den Film nicht tragen können, weil dem „Wyatt Earp“ ähnlichem Drehbuch der Elan gefehlt hat. Regie geht auf das Konto von Costner, der leider hier auch wieder einen Flop erschaffen hat, wie seine letzten Filme fast alle. Leider muss ich sagen, denn die Geschichte hätte viel mehr gekonnt als dieser Film, denn ein neumodischer Western, funktioniert nicht unbedingt mit guten Schauspielern sondern mit einer hervorragenden Geschichte und einem spannenden Drehbuch, gute Landschaftsaufnahmen und schöne fotografierte ruhig dahinrauchende Männer im Westernstil sind zu wenig.

Der Film ist so richtig ein klassischer Westernfilm laut Costner, auf den Abgesang der letzten Cowboys ein Liedchen trällernd, doch krankt er am etwas langweiligen Drehbuch. Das erholt sich zwar immer ein bisschen aber wird zunehmends langweiliger. Nun ich kann natürlich auch viel positives erzählen. Denn im großen und ganzen hat mir der Film doch gefallen. Auch wenn ich mir mehr Spannung gewünscht hätte. Costner hat hier einen ruhige bärtigen ungewaschenen erwachsenen Part, und Duvall passt wundervoll als Vaterersatzfigur, Mose als sanfter Riese wirkt unbeholfen und einfach wie Dumbo der Elefant mit Legasthenie, und Button das Kind wirkt auch nicht gerade erwachsen, was er sein sollte, sondern der wirkt wie ein Marktschreier in Istanbul.

Mose mit seinen 2,01 Meter wirkt einfach viel zu ruhig, der hat nicht gerade viel sprechen müssen, wahrscheinlich hat er sich hier bei dem Film ein paar Tausend US $ dazuverdienen wollen, die er für seine Schauspielerausbildung braucht. 24 Stunden nachdem Duvall das Drehbuch gelesen hatte, gab er seine Zustimmung und ich bin froh das er mitgespielt hat, denn er hat den Film etwas aufgepeppt, auch wenn die ganze Vaterrolle, die ganze ruhige Herumtuerei und Rederei einem etwas schon nervt, er ist einfach zu nett, aber das macht nichts, wenn man daran nicht denkt dann passt er wieder in seine Rolle rein.

Anfangs habe ich mich sehr gefreut auf den Film, aber leider hat er etwas nachgelassen, am Ende war er wieder halbwegs spannend, und im großen und ganzen kann ich dem Film doch was gutes attestieren. Meiner Freundin hat er gut gefallen, sie schlief irgendwie kurz auf meiner Schulter ein, ich habe sie dann sanft ein paar Reihen weiter in Richtung Bildleinwand geworfen wo sie dann wie ein Schlangenmensch verdreht liegen geblieben ist, und als sie dann doch nach 10 Minuten wieder in meine Richtung kam, hatte ich es in den 3 Sekunden Ihrer Anwesenheit mit mehr Fäusten zu tun als Wang Yu in einem Kampf gegen 800 Shaolinrocker.

Die Suche nach den geeigneten Locations war nicht einfach, aber man fand dann ein paar private Ranches. Die Nicoll Ranch am Jumping Pound Creek, die Turner Ranch und die Hughes Ranch, beide südwestlich von Longview gelegen, und schließlich auch die Kinnear Ranch mit einem wunderschönen Ort namens Fireguard Coulee. Für das Kaff Harmonville hat man westlich von Calgary im Stoney Nakoda First Nations Reservat das leider alles mit Schnee bedeckt war, so ungefähr 50 cm, und so musste man 2,5 Km alles freischaufeln, und als man fertig war, wurde es Frühling. Sogar eine eigene Straße musste man bauen.

Die Stadt ließ man in L.A aufbauen, und anhand von Bildern von Fotografen in der Pionierzeit, Silas Melander und Evelyn Cameron, hat man die Stadt so richtig maßgeschneidert. Man hat für eine Szene 10,2 Millionen Liter Wasser genommen, und für eine Regenszene ließ man 22.700 Liter Wasser / Minute runterregnen lassen.
Und für eine Szene mit einer Flut ließ man 124.700 Liter Wasser pro Minute durch die Stadt pumpen.
Viel Einsatz, viele realistische Bauten, dafür verdient der Film schon einen Preis, aber alles andere war etwas langweilig und einfach, deshalb wieder einen Punkteabzug, aber das macht nichts, mir hat er gefallen, Freundin auch.

78 von 100

Tuvok 5.6.04 21:10