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Out of Time - Sein Gegner ist die Zeit

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Sehenswert.... B.A. 13.5.05 23:44

(8/10)
Also wir waren gestern in dem Film und kann ihn mit bestem Gewissen weiter empfehlen. Sehr spannend und die Schauspieler sind auch klasse.
Suki 14.3.04 13:20

(2/10)
OUT OF TIME

WER MIT DEM FEUER SPIELT...

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 13. MÄRZ 2004.

Sie war einmal seine Frau, jetzt möchte sie nur noch eine Kollegin
sein.
Deshalb steckt Detective Alex Whitlock (Eva MENDES) ihre
Dienstwaffe und die Scheidungspapiere ein, als sie von Miami
nach Banyan Key gerufen wird.
Dort ist Matt Whitlock (Denzel WASHINGTON) aktiv und schiebt
eine ruhige Kugel, bis er erfährt, dass Ann an unheilbarem
Krebst erkrankt ist. Um deren Heilung zu finanzieren veruntreut
er Drogengelder.
In Banyan Key ist ein Haus in Flammen aufgegangen, zwei
verkohlte Leichen werden gefunden. Alles deutet auf Brandstiftung
hin.
Einer Nachbarin fiel ein dunkelhäutiger Mann auf, der sich zur
fraglichen Zeit dort aufgehalten haben soll. Das Spiel mit der Zeit beginnt.
Verwirrender wird die Geschichte noch dadurch, dass es sich bei den
Toten um Matts Geliebte Ann (Sanaa LATHAN) und deren
eifersüchtigen Mann (Dean CAIN) handelt.
Wird es eng für Matt, der auch noch erfährt, dass sie ihn in ihrem
Testament als Alleinerbe eingesetzt hat?

Damit sind Ort und Personen genannt, die Regisseur
Carl FRANKLIN („Ausweglos“, 1989, „One False Move“, 1991,
„Teufel in Blau“, 1995, „High Crimes“, 2002) aufbereitet, und die
im Film eine wesentliche Rolle spielen.
Immer wieder ist es der alte Traum: das Kino ist voll
von Menschen, die glauben, dass sich hier kein 08/15 Kino
eingeschlichen hat.
Eines vorweg: der Thriller ist raffiniert gemacht, aber nicht raffiniert
genug. Und es dauert gute 35 Minuten, ehe die eigentliche Handlung
beginnt.
Alfred HITCHCOCK hatte einst seine Filmhelden dazu animiert,
ihre Unschuld zu beweisen, wenn sie vor der Anklagebank standen.
Erinnert werden soll etwa an „Vertigo“ (1958) oder „Frenzy“ (1972).
Die Filme sind von einer starken psychologischen Komponente
geprägt, wachsendes Misstauen gegenüber allen Beteiligten
(vor allem der Schurken), und er löste die Aufgabe hervorragend,
aus einer Kleinstadtatmosphäre fast ein Weltereignis zu machen.
HITCHCOCK hatte sich einst auf das Drama der Konflikte
spezialisiert, Klarheiten und Konstruktionen in sein Filmgeschehen
einzubinden.
Die Tatsache, dass alle zentralen Figuren ausgesprochen komplex
besetzt waren, sind einige von seinen Meisterleistungen.

Von „Out of Time“ kann man das nicht sagen.
Denzel WASHINGTON (Oscar für „Training Day“, 2001) präsentiert
einen Menschen zwischen Raserei und Kultiviertheit, zwischen der
Ruhe und dem Realen, dem Unerwarteten und dem Irrealen.
Er muss mit einem durchschnittlichen Stoff erwachsen werden, bleibt
aber den gesamten Film über gebrochen, nahezu
verklemmt naiv (etwa beim Sexspiel mit Ann, beim Wiedersehen mit
Alex, oder als er vom angeblichen Tod seiner Geliebten erfährt).
Hier tun sich keine Abgründe auf, weil der Film von
einem untergehenden Stoff und der American Movie Form
lebt (Unterhaltung, die verkauft wird und gut verpackt werden kann, ist
nur gut für uns und für das Publikum).
Insgesamt stößt man auf einen Film mit präziser Sachlichkeit, der
sich handwerklich gut in Szene setzt (etwa die Balkonszene mit
einem Gangster), sich aber doch von ähnlichen Vorbildern nicht wirklich
löst.

Die Geschichte ist ein klassisches Beispiel vom gespielten, perfekten
Verbrechen, das keines ist, und um den/die wahren Mörder nicht
preiszugeben, inszeniert er nüchterne Showdown Auseinandersetzungen
und romantische Verfolgungsjagden. Und weil Alex immer hinter Matt
hinterher ist, ist die Szenerie nicht wirklich atemberaubend.
Das rührt vielleicht auch daher, dass es eine ganze Zeit dauert, bis der
Film zum Film wird.
Hatte man bei HITCHCOCK, der hier im übrigen hier auf eine ganz
seltsame Art kopiert wird (z. B. das Wechselspiel zwischen der
Bildmontage und den Kamerafahrten, oder bei den Verfolgungsjagden),
mehr den Eindruck, dass er die wechselnden Hintergründe dazu benutzt,
eine Mischung aus Realismus und intensiver Stilisierung in Szene
zu setzen, so entsteht bei „Out of Time“ eher der Eindruck, dass der
Versuch, die Charaktere, deren Motive und die Orte der Handlungen
darzulegen, auseinanderlaufen.

Das kapriöse Flirtspiel Eva MENDES („Düstere Legenden“,
Regie: John OTTMAN, 2000, „Training Day“, Regie: Antoine FUQUA,
2001, “Unzertrennlich”, Regie: B./P. FARRELLY, 2003,
„Irgendwann in Mexico“, Regie: Robert RODRIQUEZ, 2003), die ich
selten so unterkühlt gesehen habe und Denzel WASHINGTON,
bringt den Film nicht wirklich voran.
An einer Doppelbödigkeit ist er nicht ernsthaft interessiert.
Das tut sich im Plot auf, auf den der Film zielstrebig hinarbeitet.
Und hier wird er zusehendst albern:
Frau erschießt Mann, Frau erschießt Frau und die Ehe ist gerettet.
Die Häufigkeit und die Prägnanz solcher konservativen Kontraste sind im
Kino zur Genüge ausgereizt. Und das ist nicht klug inszeniert; denn der
Film ist hier des Films Tücke. MENDES ist nur der Spielball von WASHINGTON,
auf den der Film einfach zugeschnitten ist. Ein Oscarpreisträger
darf nun auch einmal den Komödianten mimen.
Es fragt sich: warum werden echte Stilmerkmale (siehe HITCHCOCK)
durch Scheinfinten ersetzt?

Fazit: Ein echter Reißer ist „Out of Time“ nicht.
Er lebt von seinem Hauptdarsteller, vielleicht von ironisierenden
Momenten. Bis auf einer atemberaubende Szene ist die Rolle
von WASHINGTON überstrapaziert.
Die Figurenkonstellationen und Stereotypisierung der
Handlungen können für ganze Serien geprägt werden.
Diese Steuerungselemente werden sich auch in kommenden
Filmen niederschlagen. Es sei denn, Hollywood beginnt
damit, diese Befremdungen zum Anlass zu nehmen,
seine Produktionsgeschichte umzugestalten.
Dietmar Kesten 13.3.04 10:51

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