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Unterwegs nach Cold Mountain

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Unterwegs nach Cold Mountain Tuvok 15.3.04 18:41

Unterwegs in Cold Mountain

1861 fängt die Geschichte an. W.P.INMAN ( Jude Law ) baut an einer Kirche mit für die Gemeinde von Cold Mountain, einer kleinen malerischen Gemeinde im Staate North Carolina. INMAN ist ein Mann mit sehr vielen Talenten. Er kann fast alles was damals wichtig war, von Häuser bauen, über Äcker bestellen, Tiere versorgen, einfach fast alles. Er ist ein wortkarger und sehr ruhiger Mensch, besonnen, ein gläubiger Christ, und ein Mann der nur das nötigste sagt.

ADA MONROE, Mitte 30, kommt mit Ihrem Vater aus einem anderen Bundesstaat in dieses kleine Dorf, das früher dem Großvater eines gewissen TEAGUE gehört hat, der seit Jahren versucht die Leute aus dem Ort zu vertreiben, bisher erfolglos. Reverend MONROE ( Donald Sutherland ) stets gewohnt in großem Stil zu leben, zieht mit seiner Tochter dorthin, weil er sich erhofft, das es seiner Lunge besser geht, weil das Klima einfach nicht so feucht ist. Laut seinen Ärzten soll er hier gesund werden. Er ist stets ein Mann gewesen der seiner Tochter die beste Ausbildung zuteil kommen ließ, die es gab. Seine Farm in Cold Mountain wird von 20 – 30 Negern bewirtschaftet, so das seine Tochter ADA keinen Finger krumm machen muss, um für den Lebensunterhalt aufzukommen. Hier tief im Süden hat fast jeder der ein bisschen Geld über hat, seine Sklaven, allerdings nicht grausam gehalten, sondern in einer friedlichen und freundlichen Übereinkunft. Was damals keiner sich dachte, passierte in kurzen Momenten, der Krieg kommt auch hier her. Der Bürgerkrieg.
Viele freuten sich, vor allem die jungen Leute, denn die sind es, die Ihre Neger behalten wollen, und den Norden dafür hassen, das die Yankees den Südstaatlern dieses Privileg zunichte machen wollen.

Szenenwechsel auf 1864, eine Kompanie der Yankees sind dafür verantwortlich, das ein Schützengraben voller Südstaatler, viele aus dem Gebiet von North Carolina, genauer Cold Mountain, in die Luft gejagt werden soll, was auch fast gelingt. Die Sprengladung war falsch gelegt, die Yankees stürmen nach ,und anstatt toter und verletzter Südstaatler zu finden, landen sie in einem großen Graben, wo sie von den Südstaatlern niedergemetzelt wurden. Auch INMAN ist hier, der voller Sehnsucht an seine ADA denkt, und stets Ihr Foto bei sich hat. Sein Freund OAKLEY verliert sein Leben, und bei einer Nacht und Nebel Aktion wird er schwer am Hals verwundet, und entschließt sich zu fliegen, und den über 1.000 Meilen langen Weg in seine Heimat zurückzulegen, um seine große Liebe ADA zu finden, in die er sich verliebt hat. Wie sie sich in ihn.
Sie schreibt ihm fast jede Woche einen Brief, über Monate hinweg.

Jahre dauert der Krieg, verändert die Leute. Leute die vorher den Frieden liebten, und dafür starben. Menschen die vorher reich und gut situiert waren, und jetzt in großer Armut leben. So wie ADA. Ihr Vater starb im Herbst 1862, und von nun an ist sie alleine, muss alleine über den Winter kommen, hat nie gelernt für sich zu sorgen. muss nun das erste mal um das Überleben kämpfen. Der einzige Überlebenswille ist, das INMAN wieder zurückkommt, und sie aus Ihrer Lethargie rausreißt. Sie schreibt ihm fast schon täglich, zählt die Tage, Wochen und Monate, und hört dann auf zu zählen, sie ist dessen müde geworden. Doch in dem Dorf hilft man sich gegenseitig, gibt von dem was man hat, auch wenn es wenig ist.

Wäre nicht SALLY SWANGER mit Ihrem Laden gewesen, ADA hätte hungern müssen, sie hätte auch selbst nichts genommen, wenn sie SALLY und Ihr Mann nicht eingeladen hätten, und so versucht sie über den Winter zu kommen der ins Land zieht.

INMAN hat es inzwischen geschafft aus dem Lazarett zu fliehen und den langen Rückweg anzutreten. Sein Weg führt in von einer Gefahr in die nächste, denn so einfach ist es nicht für ihn, denn er gilt als Deserteur. Überall im Lande gibt es Bürgermillizen, wie auch in Cold Mountain, die TEAGUE anführt, dem früher halb Cold Mountain gehört hat, und der nun Fahnenflüchtige jagt vor allem die, die in der Umgebung von Cold Mountain leben, die er allesamt mit seinen 3 Freunden, Söldnern, umbringt.
INMAN hat so oft Glück wie er Pech hat, voller Hunger und Durst, die ganze Zeit die Wunde am Hals, versucht er den steinigen harten Weg zurückzulegen, durch Sümpfe, Felder, Wälder, und landet so nach langer Zeit des Wanderns auf einen netten leicht verwirrten jungen Fahnenflüchtigen. VEASEY ( Philip Seymour Hoffmann ).
Mit ihm flüchtet er auf einem Ruderboot vor der Bürgermilliz und erreicht nach kurzer Zeit einen netten Jungen Mann der sich bald als große Gefahr rausstellt. JUNIOR ( Giovanni Ribisi ), mit seinen 2 Frauen, 2 Schwestern, und 2 Töchtern. Der es aber nicht nur drauf abgesehen hat, VEASEY und INMAN zu retten, der daraufhin in eine Gefangenschaft gerät und versucht zu fliehen. Wäre nicht eine nette alte Dame gewesen, die ihm von seinem wenigsten gibt, um ihn zu retten, seine Wunden versorgt, damit er mit Medizin und einigen warmen Mahlzeiten den Weg weitergehen kann, hätte er nie SARA ( Natalie Portman ) getroffen, die mit Ihrem Baby alleine in ihrer bescheidenen Hütte lebt. Sie hat fast nichts zu essen, aber sie bietet ihm das wenigste an, und rettet ihn so vor einer Lungenentzündung da es stark geregnet hat. Er dafür rettet Ihr das Leben, und kann nur von Ihr flüchten.

Das alles war 1863. ADA inzwischen hat sich mit SALLY angefreundet, und ein Erlebnis hat sie geprägt, sie sieht INMAN wie er auf sie zukommt, und weiß das sie Hoffnung schöpfen kann, endlich nach so langer Zeit. Das Jahr geht schnell vorüber und SALLY schickt ADA Ihre Freundin, um Ihr auf der Farm zu helfen. RUBY THEWES ( Renée Zellweger ), die 10 x mehr kann als jeder Mann. Eine harte Arbeiterin. Sie war es, die ADA erst wieder einen neuen Lebensmut gab. Mit Ihr gemeinsam schafft es ADA die Farm wieder zu bewirtschaften, Gemüse anzupflanzen, Kühe und Schafe zu züchten und wenigstens die größte Not abzuwenden, und mit dem Verkauf des Klaviers Ihres Vaters kann sie auch wieder Saatgut kaufen.

Doch dann passiert es, die 2 Söhne von SALLY verstecken sich bei Ihr zu Hause, und keiner weiß es, bis auf TEAGUE, der so was ahnt und mit seinen Söldnern, über SALLY herfällt, Ihren Mann ersticht, Ihre 2 Söhne tötet, und SALLY foltert. Wäre RUBY und ADA nicht gewesen, wäre SALLY auch gestorben.

Und mehr verrate ich von dem 151 Min. langen Film nicht. Man kann sich den nur im Kino ansehen und genießen. Und das ganze ist ein Genuss, alleine schon wie die 3 Hauptdarsteller zusammenspielen. Jeder passt in seine Rolle und das so gut, das die Oscarnominierungen verdient sind. Das ganze ist mehr als eine Taschentuchschneuzheulgeschichte die mich frappant an „Vom Winde verweht“ meets „In einem fernen Land“ erinnert.

Die ganze Geschichte basiert auf einen Roman von Charles Frazier, der diese Geschichte zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges angesiedelt hat. Der Regisseur Anthony Minghella, der schon in „Der englische Patient“ sein Können gezeigt hat, der lange nicht so gut war wie dieser Film, hat sich wahrlich übertroffen und meiner Meinung nach ein Meisterwerk abgeliefert. Eine Geschichte die wirklich stark ist, von einer Frau und einem Mann, die sich gerade erst mal geküsst haben, aber dessen Verbindung so stark ist, das sie nicht nur Meilen, sondern auch den Bürgerkrieg, Entbehrungen und ein karges Leben überdauert. Dieser Kuss, diese Erinnerung wird zur Hoffnung, zu einem Regenbogen des Glückes für beide, an die sie dauernd denken, und hätte Nicole Kidman die Rolle nicht bekommen, wäre der Film halb so schön gewesen, denn sie spielt die Rolle der Ada sehr überzeugend, auch wenn ein bisschen Magie fehlt. Man sieht sie sehr viel Briefe schreiben, und man merkt auch wie viele Probleme sie hat, Ihr altes Leben zu vergessen das sie in Luxus, Samt und Seide geführt hat, und so viele unnötigen Dinge gelernt hat, die sie jetzt in Ihrer Not nicht brauchen kann. Das hat man viel zu wenig beleuchte, meiner Meinung nach hätte man viel mehr darauf eingehen können. Doch diese Frau hat eine wahnsinnig gute Ausstrahlung. Sie ist sehr stark, sehr innovativ, und sie liebt einen Mann, doch da fehlt eben die Magie, das war einer der wenigen Kritikpunkte in Ihrer Darstellung. Sie ist zwar oft weinend zu sehen, aber es fehlt einfach die Intensität, und man hätte eben noch vieles ausbauen können, auch wenn der Film dann 3 Stunden gedauert hätte, Platz wäre allemal für diese Geschichte gewesen.

Gefallen hat mir das Minghella die Geschichte von Inman parallel zur Geschichte von Ada erzählt hat, genauso wie im Roman, und so eine 2. Geschichte aufbaut, die er teilweise zu 2 verschiedenen Zeiten mitlaufen lässt, was sehr gut gepasst hat, und die ganze Story so dem Zuschauer nicht langweilig wird und ihn auch fordert, denn so ein anspruchsvoller Film wird oft durch seine Längen langweilig, doch hier schafft er es durch die sehr überzeugende Darstellung von Jude Law in seiner Rolle von Inman, das Bild eines flüchtenden Soldaten auf der Suche nach seiner Liebe sehr gut darzustellen. Auch hier hätte ich gerne mehr eine Vorgeschichte gesehen, denn als Inman in den Krieg zieht, wurde das ganze viel zu kurz dargestellt. Der Weg für ihn ist eine unüberwindbare Odyssee und man sieht ihm an das er sie niemals unterbrechen wird, doch von der schauspielerischen Leistung her würde ich sagen, er hätte es viel besser machen können, auch wenn ich meine das er eine sehr gute Besetzung ist, er hat einfach auch viel zu wenig innovativ und intensiv gespielt, obwohl er viel gelitten hat, und der Zuseher mit ihm, indem er eine Tonne Taschentücher nach der anderen brauchte. Gut das es in diesem Kino eine Taschentuchrecyclinganlage hatte.

Anfangs hatte der Film eine wunderbare Eigendynamik entwickelt, die sich im Laufe der Geschichte oft in Längen unterteilt die nicht nötig wären, wenn Ada z.B bei Ihren Briefen sitzt, wenn Inman zu wenig redet, wenn er an die alte Zeit denkt, an denen einen Kuss den er von Ada bekam, an sein Buch das er immer bei sich trug, das sie ihm geschenkt hat, das für ihn eine Art Gral geworden ist. Der Film lebt eigentlich von seinen Passagen, von seinen Szenen, von seinen wunderbaren Kameraaufnahmen, der teils wunderschönen Gegend, die verzwickte Geschichte, aber leider nicht von den Dialogen, denn die waren oft einfach. Gefallen hat mir die Synchronstimme von Kidman sehr gut da sie zu Ihrem sanften einfachen Gesicht gepasst hat. Der Film strahlt auch eine gewisse Magie aus, auch wenn er ein bisschen vorhersehbar ist, bis auf das Ende, aber das macht nichts, er ist einfach magisch, in einigen Momenten sehr sogar, aber die waren eben sehr dünn gesät.

Sehr gut hat mir die Szene mit Sara gefallen, und Inman in Form des Heiligen Josef, eines wirklich netten Menschen der einer armen Frau hilft, die ihr letztes für die Gastfreundschaft geben würde, genauso wie er es zuvor erlebt hat, das zeigt von tiefen christlichen Werten die hier vermittelt werden, doch sind es leider nur kurze Momente, die eine starke magische Romantik aufkommen lassen. Sehr gut natürlich die Leistung der Nebendarsteller.

Allen voran Zellweger, die so gut für die Rolle passt, einfach hervorragend, und Ihr süßes dämliches Grinsen von Bridget Jones total abgelegt hat. Gestört hat mich nur Ihr watschelnder Entengang, und Ihre klugen Ratschläge, die eher dünn gesät wurden, denn sie kennt sich mit wirklich allem aus, und es ist eine Wohltat zu zusehen, wie sie Ada hilft, in Ihrer Not die Farm zu bewirtschaften, da sich diese nicht so gut auskennt. Natürlich ist bei Ihr auch vieles nicht so ganz astrein und genau beachtet ist sie auch oft in kitschige Szenen verschachtelt, die man aber nicht mitbekommt, wenn man den Film nicht studierend beobachtet. Ihre überzeugende Darstellung als Hilfe von Sally für Ada ist allemal gut. Sie hat auch das richtige Aussehen, das zerzauste Landeieraussehen. Sie spielt die Rolle einer Frau die immer um sich selbst sich sorgen hat müssen, die einen Vater hatte, der sich um sie nie gekümmert hat, und trotzdem alles selbst gemeistert hat, und aus einer alten herabgewirtschafteten Farm letztendlich ein Schmuckstück gezaubert hat.

Die Rolle des Teague ist auch sehr gut, leider ist sie nicht so oft zu sehen, denn ihm gehörte halb Cold Mountain und sein Hass auf die Bevölkerung die seinem Großvater das Land weggenommen haben, zeigt sich in seiner Rolle als Führer der Bürgermiliz und als Feind in den eigenen Reihen der dafür verantwortlich ist, das Deserteure, Fahnenflüchtige, denen die solchen Unterschlupf gewähren, getötet werden. Doch das ist einfach ein bisschen zu kurz dargestellt, denn aus seiner Rolle hätte man auch mehr machen können. Man hätte ein bisschen seine Vorgeschichte beleuchten können, und man hätte ihn mehr herumfahren lassen können, auf der Suche nach Flüchtigen, was leider nicht gemacht wurde.

Der Film hat gar nicht so viel Pathos und Ehre wie in andren Kriegsfilmen, und bis auf die Schlacht am Anfang die sehr blutig und grauslich war, wurde in dem Film nicht so viel gemeuchelt, rein nur aus Selbstzweck, eigentlich fast gar nicht, wie in anderen Filmen ähnlicher Bauweise halt. Das ganze ist ein richtiges Heldenepos, von der Reise eines der nach Hause will, und man glaubt oft in einer Dokumentation zu sitzen, ist ganz gefesselt, aber leider nicht durchgehend, was ich ziemlich schade finde, denn diese Geschichte hätte es allemal können. Wäre er 3 Stunden lange gewesen, dann wäre er perfekt gewesen, dann hätte man vielleicht auf einige einzelne Charaktere eingehen können. Der Film ist fast gar nicht langatmig und durchgehend spannend, sehr gut gespielt und man muss sich den einfach ein zweites Mal ansehen. Der Taschentuchverbrauch der weiblichen Zuseherschaft in dem Kino stieg immens hoch und der von der männlichen tröstenden Zuseherschaft auch, so dass man fast gar nichts außer schluchzen und trösten hören konnte aber das macht nichts, wir haben uns nicht ausgeschlossen.

Definitive eindeutige und hoch überzeugende moralische und wirksame

95,10 von 100

Tuvok 15.3.04 18:41