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Batman Begins

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Großartiges Kino! Martin R. 16.6.05 18:06

1989 kam der erste "neue" Batman Streifen in die Kinos - in den USA
mit riesigem Erfolg, in Deutschland floppte der Film nahezu, was daran lag,
dass die deutschen Kinogänger sich zu dieser Zeit noch nicht zu Comic-Streifen
und Filmen dieser Art hinreissen ließen. "Lächerlich, mir einen Typen im Fledermauskostüm
anzusehen - das ist doch Kinderkram!", hieß es damals im Bekanntenkreis.
Als Comic-Fan war ich natürlich recht begeistert vom damaligen Batman-Hype.
Heute ist es anders - Filme wie X-Men, Spiderman, Blade etc stehen für sichere
Erfolge an den Kinokassen, der bald erscheinende "Fantastic 4" wird
sicher kein Flop werden und Superman steht ja für nächstes Jahr auch
schon in den Startlöchern und wird grad gedreht.

Batman Nr. 1, Michael Keaton, machte seine Rolle besser als erwartet und führte seine gute
Darstellung auch im zweiten Teil fort. Batman und Batman Return sind typische
Tim Burton Filme (düster und sehr eigenwillig), die bei den Fans aber gerade
deswegen gut ankamen. 1995 kam Teil 3 in die Kinos und mit Joel Schuhmacher
als Regisseur wurde aus dem düsteren Helden mehr und mehr eine bunte Puppe,
die sich selbst nicht mehr richtig ernst nahm. War Batman Forever noch einigermassen
erträglich und auch aufgrund eines recht verrückt aufspielenden Jim Carry (an die Leistung
von Jack Nicholson aus Teil 1 kommt übrigens eh kein Bösewicht mehr ran!)
noch gute Unterhaltung, folgte mit Batman & Robin schließlich der traurig-böse
Absturz in Albernheiten und überbuntem Kaugummi-Kino. Batman & Robin gilt immer noch
als einer der Filme, die bewiesen, dass große Stars alleine (Schwarzenegger war dabei,
George Clooney spielte den Flatterman) und aufwendige Effekte nicht automatisch
einen guten Film ergeben.

Nun...etliche Jahre nach dem Fiasko von Joel Schuhmacher wagt sich der noch recht
unbekannte Regisseur Christopher Nolan (Kennern bekannt aus dem Kultstreifen "Memento"
bzw. "Insomnia") wieder an den Superhelden-Stoff und wickelt die Geschichte komplett
neu...ja,...man könnte sagen...von hinten auf.

So wie diese Vorgeschichten anscheinend grad im Trend sind (siehe Star Wars Episode 3),
erzählt Batman Begins, weshalb und wie der Milliardär Bruce Wayne zu Batman wurde.
Und genau hier hat der Film einen Bonus, den die mit der Zeit ausgelutschten Vorgänger
nicht hatten: Schon oft hatte man sich gefragt, wie unser Held zu all dem High-Tech-Sums
kommt, wie die Waffen funktionieren, woher er seine Kampfsport-Erfahrung hat,
warum er sich gerade eine Fledermaus als DAS Symbol aussuchte etc - all
diese Fragen werden in Batman Begins beantwortet.
So beschäftigt sich auch das erste Drittel des Streifens komplett mit der Geschichte
der Ermordung der Eltern von Bruce Wayne, seinen Ängsten, seiner Suche nach Gerechtigkeit
und der Ausbildung zur tödlichen Einzelkämpferwaffe in Asien.
Was folgt ist das Aufbauen des zweiten Lebens alias Batman. Unterstützung bekommt
unser Held hier sowohl vom altbekannten Butler Alfred (genial verkörpert von Altmeister
Michael Caine) und dem Waffengenie Lucius Fox (ebenfalls brilliant besetzt mit Morgan
Freeman). Man merkt hier schon, dass selbst in den Nebenrollen absolut hochkarätig besetzt
wurde - neben oben genannten beiden Charakterdarstellern, sind noch Gary Oldman als
Kommissar Gordon, Liam Neeson als Ausbilder und späterer Gegenspieler und Kathie Holmes
als angehende Staatsanwältin und Jugendfreundin von Bruce Wayne dabei.
Alle jedoch, und das ist gut so, stehen sie im Schatten des neuen und mit Abstand
besten Batman-Darstellers aller Zeiten, Christian Bale (bekannt aus "American Psycho").
Bale schafft das, was man von seiner Rolle erwarten darf - ihm gelingt es, die Zerissenheit
eines absolut psychisch angeknacksten Helden darzustellen und beeindruckt, wie könnte es anders
sein, auch durch seine durchtrainierte physische Präsenz (welche uns bereits aus American Psycho
bekannt ist).

Batman Begins schafft das, wovon viele andere Comicverfilmungen oder Heldenstreifen träumen -
der Film dringt in Regionen von Meisterwerken wie X-Men 2 oder Spiderman 2 vor.
Gelingen tut ihm dies, weil auch hier nicht auf tumbe Action und starke Effekte
gesetzt wird, sondern eben die Charaktäre, die Story, die Konflikte der Figuren und auch
die Realitätsnähe im Vordergrund stehen - das ganze ergibt einen Mix, der zu fast keinem Zeitpunkt
langweilig wirkt.
Auch wenn es immer noch Leute gibt, die es nicht glauben wollen:
Man muss einfach nochmal betonen, dass oben genannte Comic-Streifen und auch der neue
Batman-Film nicht schlichte und einfache Action-Unterhaltungen sind, sondern zur Hälfte
absolut fesselnde Draman mit ernstem Hintergrund - und dadurch mehr denn je wirklich gute
Filme, die all jenen, die solche Filme als "kindisch" bezeichnen, eines besseren belehren (sollten)
- bei wem dies nicht so ist, der hat eh keine Ahnung von gutem Entertainment-Kino bzw. seinen
gewissen Kind- und Gefühlsfaktor leider verloren und zieht sich
eben lieber Dokumentationen im TV an bzw. bezeichnet Arte als seinen Lieblingssender.

Einige Schwachpunkte konnte Regisseur Nolan aber dann doch nicht verhindern:
Zum einen sind die Kampfszenen arg schnell geschnitten und wirken dadurch sehr unübersichtlich
und eher nervig - man erwartet bei einem düsteren Batman-Streifen
keine Hochglanz-Optik a´la Matrix (das würde nicht passen), aber solche Hektik muss
einfach nicht sein.
Das andere ist die auffällig dumpfe und daher etwas lächerliche Stimme des Fledermaus-
Helden, welche Bruce Wayne mit Absicht ändert, um angsteinflössender
zu wirken. Ich kann nicht sagen, ob es in der englischen Originalfassung genauso ist,
vermute aber, dass hier die deutsche Synchronisation wieder mal etwas vermurkst bzw.
übertrieben wurde.

Nichtsdestotrotz:
Batman Begins vermittelt genau die Atmosphäre, welche die echten Batman-Comics schon immer
ausgestrahlt haben. Der Film ist bis in die kleinsten Ecken mit absolut überzeugenden
Darstellern besetzt und schafft es insgesamt, einen äußerst stimmigen Gesamteindruck
zu erzeugen. Die Action kommt auch nicht zu kurz (das neue Gefährt ist wortwörtlich eine Wucht)
und Regisseur Nolan setzt erstaunlich wenig CGi-Effekte ein (was angesichts des mit
gekünstelten Effekten zugespickten "Episode 3" mal wieder eine schöne Abwechslung ist).
Wer auf bunte Action mit Humoreinlagen (wie z.B. Spiderman)
steht, könnte etwas enttäuscht werden, denn der Film ist schlicht sehr düster gehalten,
so dass er nicht jedermanns Geschmack voll treffen wird.
Sicher ist aber, dass wohl zwei weitere Teile folgen werden....zum einen hat Christian Bale
bereits dafür unterschrieben und zum anderen gibts am Ende eine, meiner Meinung nach recht
geniala Anspielung auf die nächsten Gegner.
Mir und auch vielen anderen Fans soll es recht sein - dieser Batman ist zusammen mit dem
ersten Batman aus 1989 der beste Batman, den es je gab.

Martin R. 16.6.05 18:06