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Doom - Der Film

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DOOM - GEWALT IM FILM Dietmar Kesten 24.1.06 19:56
DOOM - GEWALT IM FILM splattergay 28.1.06 13:00

ÜBER DIE GEWALT IM FILM

GR0SSE KOALTION PLANT INITIATIVE GEGEN KILLERSPIELE

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN,19. NOVEMBER 2005.

Die Fangemeinde der Ego - Shooter ist groß. Nach Schätzungen dürfte fast jedes dritte PC - oder Konsole - SPIEL ein Killerspiel sein. Hier fließt nicht nur literweise Blut, sondern auch das Töten wird auf perfide Art und Weise belohnt. Wer diese Spiele spielt, muss wissen, worauf er sich einlässt. Die Argumente dagegen werden lang und länger. Vermutlich wohl deshalb, weil der ständige Konsum von Gewaltspielen zu aggressiven Persönlichkeiten führen können. Jüngst hat die Verfilmung des PC - Spiels „The Doom - Der Film“ diese Diskussion noch einmal verschärft.

Der Trend ist unverkennbar: von der interaktiven Unterhaltungssoftware bis zum Killerfilm ist es nur ein kleiner Schritt. Wer sich mit Gewaltverherrlichung in den Medien beschäftigt hat, der findet schnell heraus, dass aus einem einst harmlosen
Indiana - Jones Spiel („Indiana - Jones and the Lost Kingdom“ erschien erstmalig 1984 und wurde ausschließlich von Atari für das VC2 2600 System produziert. Für den PC folgte 1987 „Indiana - Jones and the Revenge Of Ancients“) ein Gewaltspiel erster Güte (Vgl. „Indiana - Jones und der Turm von Babel“, 2000) geworden ist. Lucas - Arts setzte dem noch eins drauf. 2003 erschien „Indiana - Jones und die Legende der Kaisergruft“. Das Gewaltspektakel um den Mann mit dem Hut und der Peitsche erreichte hier einen einsamen Höhepunkt. Allerdings konnte es noch von „Tomb Raider“ mit Längen geschlagen werden. „Tom Raider“ war stets ein Gewaltspiel. Und geflissentlich sah man darüber hinweg, weil man sonst jedes PC - Spiel hätte kritisch hinterfragen müssen.

Heute lässt jedes Adventure Spiel Tote hinter sich, was niemanden besonders tangiert. Selbst „Baphomets Fluch“ ist darauf aufgebaut (Vgl. „Baphomets Fluch - Der schlafende Drache“, 2003). Daran sieht man, wie sich die Zeiten geändert haben. Und mit ihr die Spiel- und Filmgewohnheiten. Dass der Amoklauf des Robert STEINHÄUSER in Erfurt (26. April 2002) im Zusammenhang mit Ego - Shootern stand, dürfte selbst dem blindesten Pädagogen nicht unverborgen geblieben sein. Und dass gegen „Counterstrike“ nicht gewettert werden kann, wenn man es selbst auf der Festplatte hat, dürfte auch klar sein.

Nun hat der Film in der Zwischenzeit fast jedes Computerspiel übernommen, verfeinert, abgeschmeckt und ergänzt. Dabei ist herausgekommen, dass die Brutalität einen besonderen Stellenwert eingenommen hat. In allen Varianten wird dem menschlichen Dasein ein schnelles Ende bereitet. Selbst Schein - und Untote werden auf brutalste Art und Weise (Vgl. etwa „Dawn of the Dead“, „28 Days Later“ oder „Kill Bill“) hingerichtet und niedergemetzelt. Dass das alles noch mit der Ideologie der Filmemacher unterlegt ist, ist besonders verwerflich. Es zeigt sich, dass offenbar die Entmenschlichung im Film mit dem direkten Weg in die gesellschaftliche Barbarei zu vergleichen ist.

Nur so ist es zu erklären, dass die Gewalt - Adepten alles durchgehen lassen, was Kasse macht. Wer einmal in diesem Bann gefangen ist, kommt nicht wieder von ihm los. Schon Stereotyp wird gewohnheitsmäßig abgerufen, was die gesellschaftlichen Verhältnisse begleiten. Nicht kritische Analyse ist angesagt, sondern blanker Gesinnungs- und Bekenntnisterror. Nicht dieses postmoderne Mordkollektiv ist filmisch absurd, sondern die Verherrlichung.

Die Grosse Koalition will nun Killerspiele verschärft überwachen. Im Regierungsvertrag zwischen SPD und CDU werden Killerspiele explizit erwähnt. „Aufwachsen ohne Gewalt“, darum soll es gehen. Der Jugendmedienschutz von 2003 soll „strenger geregelt werden“, heißt es da. Das erscheint alles merkwürdig. Warum sich diese Initiative nur auf Ego - Shooter beziehen soll, bleibt ein Geheimnis. Und warum sie nicht auf das Gemetzel in Horror- und Slasher Filmen ausgedehnt wird, muss unklar bleiben. Doch der Staat als größter Gewaltverherrlicher, kann natürlich kein Interesse daran haben, sich kritisch - allzu kritisch damit auseinander zusetzen. Dass der ideologische Schulterschluss mit der Filmindustrie gesucht wird, zeigt die Einbindung mit der Verwerfung im Film besonders deutlich.

Auffällig ist an der Initiative das Moralitätsgedusel. Wenn der Staat in Moralität macht, dann kommt dabei nichts Gutes heraus. Die Kultur des Raubes, des Mords und der Gewalt ist die „Fortsetzung der Konkurrenz mit anderen Mitteln“, wie Karl MARX schrieb. Zumindest für die moderne Geschichte ist es ein Novum, dass das Subjekt unter Staatskontrolle gerät und sich ihm unterwirft. Wenn es in mörderischen Wahn verfällt und außer Kontrolle gerät, dann ist das postmoderne Resultat eine Vergleichgültigung der Welt, in der einem alles egal erscheint.

Der Altar der kapitalistischen Verwertung ist ein Fass ohne Boden. Insofern ist die Gewalt im Spiel und Film nichts anderes als die Beibehaltung des Status quo der Zivilgesellschaft. Dieser Alltag gebiert täglich die Verlorenheit. Es wundert nicht, dass primär Jugendliche ohne Ausweg dem säkularisierten Gewaltgott der Moderne hingeben.

Die postmoderne Gewalt des Staates beginnt sich mit der Kultur zu verschmelzen. Es ist die logische Verbindung von Aggression, Auto - Aggression und globaler Gewaltkultur, die nachdenklich macht. Wer Gewalt - Games spielt, muss sich darüber Klarheit verschaffen, dass er den Zenit eines bloßen Interesses bereits weit überschritten hat. Wer ständiger Konsument von Gewalt im Film und Fernsehen ist, muss sich darüber Klarheit verschaffen, dass kapitalistische Subjektivität identisch mit Selbstverlust, Selbstverlorenheit ist .Und Verlust von Urteilsfähigkeit käme hinzu.
Hinter dem ‚fröhlichen’ Selbstmanager der Ego - Shooter stehen die Medien mit ihrer offenkundigen Verwandtschaft zu den Denk- und Gefühlsmustern des kapitalistischen Weltgeistes. Dieser weht bekanntlich wo und wann er will.

Damit ist der Kreis geschlossen. Die Aufklärungsideologen des bürgerlichen Staates geben vermeintliche Kritik gegen Killerspiele vor, klatschen aber gleichzeitig Beifall für jene Film - Revivals, in denen dumpfe Gewalt - Glorifizierung zum zentralen Gegenstand geworden. Die offizielle Kulturwelt hat sich längst gehäutet. Sie ist heruntergekommen, blendet, führt vor. Und möchte am liebsten in ihre alte Haut zurückkehren. Sie ist zum Propaganda - Apparat des Staates geworden, der herrschenden Ordnung, die die Zivilisationskrieger der Killerspiele und die Kreuzritter des Film - Abendlandes als dialektische Raffinesse verkaufen wollen.

Diese Monster der Bürgerlichkeit werden sich nicht entwaffnen und schon gar nicht aufhalten lassen. Ihr Schrei nach Verbot ist in Wirklichkeit nichts anderes als Bedienung; denn die Kommerzialisierung der staatlich - modernen Kriegsführung ist Faktum geworden. Wen wundert es da noch, dass sich die starrsinnige Gewalt als gesetztes Recht durch alle Medienformen zieht?

Dietmar Kesten 24.1.06 19:56