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Hautnah

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WEIT WEG. Dietmar Kesten 15.1.05 10:10
WEIT WEG. Bohl 23.1.05 13:37
WEIT WEG. Dietmar Kesten 24.1.05 16:04

Bohl schrieb:

» Man kann niemals von richtig oder falsch sprechen,
» es mag zwar sein, dass das präsentierte Bild von
» den eigenen Empfindungen und Erfahrungen abweicht,
» allerdings muss man auch verstehen, dass es diese
» Menschen, wie sie auf der Leinwand zu sehen sind
» gibt. Es ist kein falsches Bild, sondern ein
» abstruses, womit sich allerdings viele Menschen
» identifizieren können. Einerseits, weil sie
» Wunschvorstellungen auf die Leinwand projezieren,
» andererseits antwortet der Film nur auf bestehende
» Schemen, er reflektiert eine Spassgesellschaft, die
» auf der Suche nach wahren Werten verzweifeln oder
» Erfüllung finden.


Es ist richtig, dass es Menschen gibt, für die
dieser Film nahezu gedreht worden ist.
Und doch setzt sich das "falsche Bild" durch.
"Seht, ich lade euch zum Essen ein, aber es
ist kein Festmahl, sondern nur ein leckerer
kleiner Imbiss" sagte FELLINI einmal über den
Film "Casanova", der in einer ähnlichen Weise
die Fragen, die "Hautnah" anschneidet,
probliematisiert.
Wenn man aufbauscht, übertreibt, Gespräche in
eine Kulissenwelt taucht, wenn erbarmungslos
jede Peinlichkeit intellektuell problematisiert
erscheint, dann sind das gestreute
Hollywoodklischees, die als "falsche Bilder" so wiederkommen wie die Jahreszeiten.

Dass der Film "eine Spassgesellschaft"
reflektiert, wie Sie schreiben, halte ich
gar nicht für stichhaltig. Dazu fehlt ihm
der nötige Ernst. "Spassgesellschaft" ist
ja nichts anderes als Kapitalismus.
Hätte "Hautnah" sich ernsthaft mit der
Geschlechterrolle auseinandergesetzt,
an Scham und Unbehagen erinnert im Umgang
mit der Sexualität, dann hätte aus dem
Film etwas werden können. Doch er zeigt doch
nur in der Überhöhung der Thematik des
Sexus, dass dieses Kino eine
Fortschrittlichkeit vorgaukelt, die
geschichtlich überholt erscheint, wenn man
etwa an die Frauenemanzipation denkt.
Ich halte es für dermassen schwach, dass
"Hautnah" versucht, eine Welle loszutreten,
die in sich anachronistisch ist.
Dazu fällt mir Karl KRAUS ein:
"Je näher man ein Wort ansieht (hier wäre
es das "F"-Wort, d. Vf.), desto ferner
sieht es zurück.

Danke dafür, dass Sie sich sachlich mit
den von mir angeschnittenen Problematiken
auseinandersetzen.
Das ist der Weg, den man begehen soll.

Dietmar Kesten 24.1.05 16:04