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Die fetten Jahre sind vorbei

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Toller Film mit viel Selbstironie tonton 22.2.05 09:40
Toller Film mit viel Selbstironie Dietmar Kesten 24.2.05 16:53

tonton schrieb:

» Abgesehen davon, dass "Die fetten Jahre sind
» vorbei" ein ziemlich spannender, und bisweilen auch
» lustiger Film ist, abgesehen davon, dass er durch
» eine gewisse - dem deutschen Kino normalerweise
» eher fremde - Leichtigkeit und Frische besticht,
» habe ich an diesem Film besonders geschätzt, dass
» er sich selbst nicht zu ernst nimmt und eine
» ironische Distanz zu seinen Protagonisten wahrt.
»
» Natürlich hat man Sympathie für die jungen
» Rebellen, aber man ertappt sich mehr als einmal in
» dem Film, dass man wie Hardenberg zu raisonnieren
» beginnt, die Kids schlichtweg für naiv hält. Und
» das ist genau der Grundkonflikt, der in dem Film
» meiner Meinung nach thematisiert wird: Einerseits
» die naiven Jungrebellen, die berechtigte Kritik
» äussern, die sich in blindem Aktionismus verlaufen
» und die vor allem auch keine Lösung parat haben.
» Andererseits der unsympatische Altachtundsechsiger,
» der alle seine Ideale verraten hat, sie
» gewissermaßen in Systemkonformismus und Realismus
» ertränkt hat. Was vielleicht eine typische
» Alterserscheinung ist. Wahrscheinlich hasst und
» verrät Hardenberg die Entführer genau deswegen.
»
» Der Film lässt einen natürlich ohne politische
» Message, wofür ich sehr dankbar war. Abgedroschene
» Parolen gibt es auf beiden Seiten,, aber genau das
» wird eben durch den Film auch ironisch thematisiert
» - mir scheint, dass einigen diese Ironie entgangen
» ist. Das tiefere Problem, das angesprochen wird,
» ist genau die Orientierungslosigkeit, die daraus
» resultiert, dass viele Menschen irgendwie diffus
» dagegen, aber nicht konkret für etwas sind.
» Kommunismus und Anarchie bieten für die wenigsten
» eine ernstzunehmende Alternative, der blindwütige
» Kapitalismus in sog. neoliberalen Gewand, die immer
» größer werdenden Ungerechtigkeiten und sozialen
» Spannungen können aber auch nicht akzeptiert
» werden. Der Film gibt keine Antwort, und das ist
» auch gut so. Ich glaube, sonst hätte ich ihn nicht
» gemocht.


Wieder einmal der Film, der niemanden
mitreißen kann. Es ist trostlos, immer wieder
diese Verrenkungen zu sehen, mit denen
unübersehbare Löcher gestanzt werden.
Aussagen, falls man sie finden sollte, gibt
es nicht.
Zunächst wird rebelliert. Wogegen eigentlich?
"Ich war selbst mal in einer Kommune",
verkündete der Regisseur noch unlängst.
Dieser Hinweis hatte wohl eher dazu geführt,
dem Film eine'authentisch' Note zu geben.
Denn: weder die jungen Rebellen noch
Hardenberg können mit ihren aufgesetzten
geschichtlichen Begegnungen etwas anfangen.
So unpolitisch waren wenige Filme.
Der Selbstbetrug und die Kokketiererei
mit vermeintlichen geschichtlichen
Erkenntnissen,zeigt in sich in der
Weigerung, die Geschichte aus der Geschichte
heraus zu begreifen.
Hardenberg als 'Alt68er' ist die
Lächerlichkeit selbst. Und die 'jungen
Rebellen' hätten sich tatsächlich mit
dem Rebellentum der '68er' beschäftigen
sollen. Dann hätten sie sich ihre
Peinlichkeiten ersparen können.

Dietmar Kesten 24.2.05 16:53