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Die Prädikate der Woche 16.5.06 22:32
Die Filmbewertungsstelle hat die "Prädikate der Woche" bekanntgegeben. Hier die Bewertungen mit Begründungen:
-besonders wertvoll-
Tristan & Isolde (Drama)
Ein Klassiker der Oper als großes Gefühlskino, nach einer keltischen Legende angesiedelt im frühen Mittelalter im Konflikt zwischen Irland und England. Zwei Liebende, die nicht zu einander können, eine Liebe, die ihr Königreich erst im Himmel findet. Unverbrauchte Darsteller, wilde Landschaften jenseits der Werbeästhetik, eine glaubwürdige Dramaturgie und jede Menge an soliden „production values“ machen diesen Historienfilm zum großen Unterhaltungskino.
Verfolgt (Drama)
Gleich an mehrere Tabuthemen wagt sich dieser traumwandlerisch sicher und stimmig inszenierte Film, in dem eine fünfzigjährige Bewährungshelferin in ein sadomasochistisches Verhältnis mit einem minderjährigen Schutzbefohlenen gerät. Jenseits aller Peinlichkeiten und voyeuristischen Reflexe geben Drehbuch und Regie und vor allem auch die sensationellen Hauptdarsteller Maren Kroymann und Kostja Ullmann dem Drama Tiefe und Wucht. So aufwühlend und kontrovers dieser glänzend umgesetzte Filmstoff ist, so beeindruckend sind auch die filmischen Leistungen und die ebenso schonungslose wie poetische Kamera.
Tropical Malady (Seh-Erlebnis)
Mit den Augen sehen, aber mit dem Herzen verstehen müsse man seinen Film, meint sein Regisseur A. Weerasethakul. Unter dem Vorsitz von Quentin Tarrantino erhielt der jedes Genre sprengende erste thailändische Film, der je am Wettbewerb in Cannes teilnahm, den Preis der Jury. Quer durch die ganze Welt zieht sich die Spur der Festivalpreise, Auszeichnungen und Anerkennungen für dieses äußerst ungewöhnliche Filmerlebnis, das nun auch als DVD vorliegt. Von der kleinen, feinen und mutigen deutschen Produktionsfirma TMF (Thoke + Moebius Film) mitproduziert, ist „Tropical Malady“ ein einzigartiges Seh-Erlebnis, eine Tauchfahrt in den Seelendschungel, atemberaubend intensiv und in manchen Szenen überirdisch schön. Manchem westlichen Auge mag das befremdlich sein, aber es gibt viele Stimmen, die diesen Film zu den besten des Lebens zählen.
-wertvoll-
Urban Guerillas (Drama)
Der „böse“ Hauptdarsteller aus Detlef Bucks „Knallhart“ bringt im Selbstverleih seinen hippen Szene- und Straßenfilm wieder ins Kino, weil er findet, „dass es auch andere Konfliktlösungen gibt als Gewalt“. Die Helden der miteinander verzahnten Geschichten sind Stadtkinder aus der Berliner Grafitti-, HipHop-, Breakdance und Rapper-Szene und sie heißen Danger, Kasper, B-Boy oder Pepsi, eine der Sprayerfarben nennt sich „Pussy Pink“. Das Filmpiece ist rauh und authentisch, tituliert sich keineswegs zu Unrecht als „ein Heimatfilm“.
Eggesin möglicherweise (Dokumentaressay)
Ein Kameramann schreibt Filmbriefe aus einer untergehenden Stadt: Eggesin in Mecklenburg-Vorpommern zählte einst 15 000 Soldaten und 10 000 Einwohner, dann kam die Standortschließung. Weit über eine herkömmliche Reportage hinaus geht, was der Film aus seinem Material an poetischen Funken schlägt. Der künstlerische Umgang mit realen Problemen und der geradezu musikalische Rhythmus der kreativen Montage machen den Film zu einem vielstimmigen Filmgedicht. Ein etwas anderer und hochinteressanter Beitrag zur Stadt- und Bevölkerungsentwicklung.
-Kurzfilme des Monats Mai 2006- (besonders wertvoll)
"Drawing the Line" von Hyekung Jung (Animationsfilm)
Ausdrucksstark und dabei auf das Wesentliche reduziert, exakt im Strich und unerbittlich logisch, ist dies ein Musterbeispiel des durchkomponierten Zeichentrickfilms. Meisterhaft.
Knospen wollen explodieren von Petra Schröder (Kurzspielfilm)
Schrill-schräg-komisch-respektloses Musical über das größte Thema der Welt: Die wahre Liebe. Sehenswert, welch romantisches Potential es haben kann, ein Päckchen Gips im Baumarkt kaufen.
Kein Platz für Gerold von Daniel Nocke (Animationsfilm)
Ein typischer Wohngemeinsschaftskonflikt, aber nicht zum Abwinken, sondern ein durch seine Verfremdungseffekte elektrisierender Animationsfilm. Präzise, stimmig, lakonisch im Humor.
16.5.06 22:32, aktualisiert: 17.5.06 14:43
-besonders wertvoll-
Tristan & Isolde (Drama)
Ein Klassiker der Oper als großes Gefühlskino, nach einer keltischen Legende angesiedelt im frühen Mittelalter im Konflikt zwischen Irland und England. Zwei Liebende, die nicht zu einander können, eine Liebe, die ihr Königreich erst im Himmel findet. Unverbrauchte Darsteller, wilde Landschaften jenseits der Werbeästhetik, eine glaubwürdige Dramaturgie und jede Menge an soliden „production values“ machen diesen Historienfilm zum großen Unterhaltungskino.
Verfolgt (Drama)
Gleich an mehrere Tabuthemen wagt sich dieser traumwandlerisch sicher und stimmig inszenierte Film, in dem eine fünfzigjährige Bewährungshelferin in ein sadomasochistisches Verhältnis mit einem minderjährigen Schutzbefohlenen gerät. Jenseits aller Peinlichkeiten und voyeuristischen Reflexe geben Drehbuch und Regie und vor allem auch die sensationellen Hauptdarsteller Maren Kroymann und Kostja Ullmann dem Drama Tiefe und Wucht. So aufwühlend und kontrovers dieser glänzend umgesetzte Filmstoff ist, so beeindruckend sind auch die filmischen Leistungen und die ebenso schonungslose wie poetische Kamera.
Tropical Malady (Seh-Erlebnis)
Mit den Augen sehen, aber mit dem Herzen verstehen müsse man seinen Film, meint sein Regisseur A. Weerasethakul. Unter dem Vorsitz von Quentin Tarrantino erhielt der jedes Genre sprengende erste thailändische Film, der je am Wettbewerb in Cannes teilnahm, den Preis der Jury. Quer durch die ganze Welt zieht sich die Spur der Festivalpreise, Auszeichnungen und Anerkennungen für dieses äußerst ungewöhnliche Filmerlebnis, das nun auch als DVD vorliegt. Von der kleinen, feinen und mutigen deutschen Produktionsfirma TMF (Thoke + Moebius Film) mitproduziert, ist „Tropical Malady“ ein einzigartiges Seh-Erlebnis, eine Tauchfahrt in den Seelendschungel, atemberaubend intensiv und in manchen Szenen überirdisch schön. Manchem westlichen Auge mag das befremdlich sein, aber es gibt viele Stimmen, die diesen Film zu den besten des Lebens zählen.
-wertvoll-
Urban Guerillas (Drama)
Der „böse“ Hauptdarsteller aus Detlef Bucks „Knallhart“ bringt im Selbstverleih seinen hippen Szene- und Straßenfilm wieder ins Kino, weil er findet, „dass es auch andere Konfliktlösungen gibt als Gewalt“. Die Helden der miteinander verzahnten Geschichten sind Stadtkinder aus der Berliner Grafitti-, HipHop-, Breakdance und Rapper-Szene und sie heißen Danger, Kasper, B-Boy oder Pepsi, eine der Sprayerfarben nennt sich „Pussy Pink“. Das Filmpiece ist rauh und authentisch, tituliert sich keineswegs zu Unrecht als „ein Heimatfilm“.
Eggesin möglicherweise (Dokumentaressay)
Ein Kameramann schreibt Filmbriefe aus einer untergehenden Stadt: Eggesin in Mecklenburg-Vorpommern zählte einst 15 000 Soldaten und 10 000 Einwohner, dann kam die Standortschließung. Weit über eine herkömmliche Reportage hinaus geht, was der Film aus seinem Material an poetischen Funken schlägt. Der künstlerische Umgang mit realen Problemen und der geradezu musikalische Rhythmus der kreativen Montage machen den Film zu einem vielstimmigen Filmgedicht. Ein etwas anderer und hochinteressanter Beitrag zur Stadt- und Bevölkerungsentwicklung.
-Kurzfilme des Monats Mai 2006- (besonders wertvoll)
"Drawing the Line" von Hyekung Jung (Animationsfilm)
Ausdrucksstark und dabei auf das Wesentliche reduziert, exakt im Strich und unerbittlich logisch, ist dies ein Musterbeispiel des durchkomponierten Zeichentrickfilms. Meisterhaft.
Knospen wollen explodieren von Petra Schröder (Kurzspielfilm)
Schrill-schräg-komisch-respektloses Musical über das größte Thema der Welt: Die wahre Liebe. Sehenswert, welch romantisches Potential es haben kann, ein Päckchen Gips im Baumarkt kaufen.
Kein Platz für Gerold von Daniel Nocke (Animationsfilm)
Ein typischer Wohngemeinsschaftskonflikt, aber nicht zum Abwinken, sondern ein durch seine Verfremdungseffekte elektrisierender Animationsfilm. Präzise, stimmig, lakonisch im Humor.
16.5.06 22:32, aktualisiert: 17.5.06 14:43