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Die Passion Christi

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FETISCH RELIGION

Zu den Hintergründen des Films
Antisemitismus im Neuen Testament
Kurzer Abriss zur Unerkennbarkeit des historischen Jesus
Das Kreuz mit dem Kreuz
Immer wenn der Hahn kräht...

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 7. MÄRZ 2004

Mel GIBSON hat nach eigenen Angaben seinen Jesus-Film selbst finanziert. 25 Millionen Dollar soll das Spektakel gekostet haben, was zeigt, worauf man in dieser Branche fixiert ist. Nach einer beispiellosen Medienschlacht in den USA, ist der Film, der dort in ca. 4000 Kinos bereits angelaufen ist, ein Renner, und soll dort allein am Aschermittwoch ca. 20 Millionen Dollar eingespielt und damit bereits „rund zwei Drittel der Produktionskosten eingespielt“ haben. (Zitat: Stern Online, 26. 2. 2004). In Deutschland wird der Film vermutlich am 18. März anlaufen, und dieser Blockbuster wird die Kritiker herausfordern. Unter Gläubigen könnte er als „Das unbekannte Meisterwerk“ gehandelt werden.

Der Vater von Mel GIBSON soll den Holocaust geleugnet haben. GIBSON selbst ist erzreaktionärer Katholik, gehört dem traditionalistischen Zweig des Katholizismus an, der die Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ablehnt. Beiden wird Verbindungen zur radikalen christlichen Sekte ‚Catholic Church’ nachgesagt, die auch die Kollektivschuldthese von den Juden als „den Mördern Christus“ verficht und an der lateinischen Messe festhält.

In „Braveheart“ (Regie: Mel GIBSON, 1995, Oscargewinn), in dem Versuch einer historischen Darstellung der Schlacht der Schotten gegen die Engländer (das Epos spielt zwischen 1275 und 1305), gibt es eine Szene, in der der Held, von ihm selbst gespielt, seiner Geliebten von Rom erzählt, vom Mittelpunkt der Christenheit. Nach dem Film wird man bestimmt wissen warum, man wird dazu neigen, sich zu vergegenwärtigen, dass diese Sätze nicht einfach in die Luft gepustet waren; denn GIBSON soll seit sehr langer Zeit einen Jesus-Film geplant haben. Und man wird auch sehen, ob die voyeuristischen Grausamkeiten aus „Braveheart“ hier eine Entsprechung finden.

GIBSON hat sich in mehreren Interviews zum Holocaust geäußert, sich von ihm distanziert (Fernsehinterview auf ABC). Den Vorwurf, dass dem Film ein Antisemitismus anhänge, ließ er nicht gelten, und soll ihn als „eine Sünde“ bezeichnet haben. Wie es scheint, hat er sich mit diesem Film aller seiner Sünden entledigt. Durch die Darstellung des Martyriums hab er „seine eigenen Wunden geheilt“. (TAZ vom 27. Februar 2004). Antisemitismus ist im übrigen das Stichwort, mit dem die Kritiker gegen den Film opponieren. Während jüdische Gemeinden in den USA dem Film und GIBSON vorwarfen, dass er einen Hass zwischen Juden und Christen schüren würde, hatten christliche Institutionen den Film mit Lobpreisungen bedacht und die Jesus-Darstellung verinnerlicht.

Mel GIBSON will DAS Geschehen zeigen, wie es wirklich war, und soll am Martyrium herumgebastelt haben, bis es ihm wirklich gefiel, mit allen Einzelheiten und Grausamkeiten. Der Film wurde in Aramäisch und in Latein gedreht, um eine echte ‚“Authentizität“ zu erzielen. „Der Heilige Geist wirkte durch mich“, soll GIBSON gesagt haben. (Zitat: TAZ, ebd.). Sein Mitdrehbuchautor (Benedict FITZGERALD, ebenfalls strenggläubiger Katholik) soll wie er selbst die vier Evangelien nahezu zu einer Rezeptur benutzt haben, um daraus eine krude Geschichte zu stricken, die aus einem Fantasy-Spektakel stammen könnte, durch das ein effeminierter Teufel nebst züngelnder Schlange huschen soll.

Frühere Verfilmungen, deren Anleihen von GIBSON natürlich abprallen werden, verweisen auf „The Last Temptation of Christ“. (Regie: Martin SCORSESE, 1988). “The Passion of the Christ” soll im übrigen, was nicht verwundert, im sog. „flächendeckenden Bibelgürtel, im Süden und in der Mitte der USA“ seine Anhänger gefunden haben. „Hauptzielgruppe sind die Evangelikalen, also Fundamentalisten unterschiedlicher protestantischer Sekten. Die Zahl ihrer Anhänger wird in den USA auf 25 bis 50 Millionen geschätzt.“ (TAZ vom 25. Februar 2004).

Papst Johannes Paul II soll angeblich auch den Film gesehen haben. Die Hinweise in den Medien, dass er zum Film die Äußerung getan haben soll „er zeige, wie es war“, lässt sich nicht bestätigen. Vermutlich hat er sich zu angeblich strittigen antisemitischen Szenen gar nicht geäußert. Er habe „keinen Kommentar dazu abgegeben“. (Zitat: Deutsche Welle Online, 22. 1. 2004).

Das Gerangel um den Verleih hatte im Vorfeld bereits für heftigen Ärger gesorgt, so in Amerika. Die dort ansässige ‚Fox News Group’, die über ‚20th century Fox’ die Erstvertriebsrechte für GIBSON Filme hält, und sich auch in seine Produktionsfirma ‚Icon’ eingekauft haben soll, wollte das Werk nicht vertreiben. Nach Informationen der „Deutschen Welle“ habe er dann mit seiner Partnerfirma ‚Newmarket Films’ den Film „selbst auf den Markt gebracht“. (Zitat: Deutsche Welle-Online, 15. 1. 2004).

In Deutschland ist der Film von ‚Constantin’ gekauft worden, und man erhofft sich ähnliche Einnahmen wie beim „Herrn der Ringe“. Markus GÜNTHER (überregionaler WAZ-Regisseur), der den Film in Amerika bereits gesehen hat, hat ihn als „die Fortsetzung des Reality-TV mit anderen Mitteln“ bezeichnet, eben „keine Realität, sondern die Präsentation einer Kunstwelt“. Der Film zeige nicht „Authentisches, sondern Artifizielles“. (alle Zitate: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 27. 2. 2004).

GIBSON, der „Mad Max“, ist im letzten Jahrzehnt durch folgende Filme bekannt geworden: „Braveheart“, 1995 (führte selbst Regie), „Fletcher’s Visionen“ (Regie: Richard DONNER, 1997), „Der Patriot“ (Regie: Roland Emmerich, 2000), „Was Frauen wollen“ (Regie: Nancy MEYERS, 2000), „Signs-Zeichen“ (Regie: M. Night SHYAMALAN, 2002), „Wir waren Helden“ (Regie: Randall WALLACE, 2002).

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