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Fahrenheit 9/11

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Jedes Land kriegt den Präsidenten.. V. 12.11.04 17:15
Jedes Land kriegt den Präsidenten.. kruemel 21.11.04 10:13
Jedes Land kriegt den Präsidenten.. Dietmar Kesten 22.11.04 15:40
Jedes Land kriegt den Präsidenten.. Dietmar Kesten 13.11.04 11:03

V. schrieb:

» Eines frage ich mich: Wieso wurde Bush
» wiedergewählt?er wusste nicht mal was zu tun war am
» 11. September!!er saß im Kindergarten und starrte
» vor sich hin!ist das ein Präsident? Aber wie ich
» immer zu sagen pflege: Jedes Land bekommt den
» Präsidenten das es sich verdient hat! zum Film:ich
» fand ihn großartig.und würde ihn jeden
» weiterempfehlen!mitreißend, zwar traurig, aber
» spannend.ich finde auch die Präsentation dieses
» filmes toll.ZB.haben sie das ohne Ton und mit Bild
» gemacht, einmal schwarzer Bildschirm und nur die
» Geräusche dazu!fand ich sehr interessant.


Der Präsident im Kindergarten.
Diese Szene regt die Gemüter auf. Wie soll man
sie interpretieren?
Mittelalterlich anmutend oder staatsmännisch?
Linke, die sowieso ein gestörtes Verhältnis
zu jedem Präsidenten haben, sehen sich
bestätigt, andere meinen eher, hier würde sich
die ganze Größe des Georg W. Bush gezeigt haben.
Moore, der mit Absicht diese Szene gewählt hatte,
um u. a. die Präsidentschaftswahlen zu
beeinflussen, hatte damit wahrscheinlich eher
das Gegenteil bewirkt, was man am Ausgang der
Wahlen hat feststellen können.
Das traditionelle Politikverständnis in den
Staaten ist generell anders als z. B. in
Deutschland. Bei allen Prognosen über die
jüngste Wahl, fiel volkommen unter den Tisch,
dass Bush seine notwendigen Stimmen von den
klerikal dominierten Staaten bekam.
Im Verhältnis von 51% zu 49% ist das sehr viel
gewesen.
Die Bush-Wähler mögen sich von der Propaganda
der Gegner nicht sonderlich beeindruckt
gefühlt haben; denn für sie galt das, was für
alle Präsidenten in Krisenzeiten galt:
unbedingte Loyalität.
Die Szene im Kindergarten ist in diesem
Zusammenhang dann eine von vielen.
Sie wiegt nicht mehr als andere, oder
besser: sie fällt nicht mehr sonderlich
ins Gewicht.
Bush beim Golf, Bush auf seinem Landsitz,
Bush auf dem Weg zum Weißen Haus usw.
In einem freien Land mit dem verbrieften
Recht auf freie Meinungsäußerung, hat
jede/r die Möglichkeit, sich das herauszusuchen,
was ihm in den Kram passt.

Allerdings dem Präsidenten zu unterstellen,
dass er dumm sei (so die Quintessenz von
Michael Moore), halte ich schon für sehr
überzogen, zumal dann, wenn diese Szene
als Beweis für die (dumme) Unfähigkeit des
Georg W. Bush herangezogen wird.
Ich kann beim besten Willen die Interpretation,
die darauf insistiert, ihm hier die
völlige Blindheit zu unterstellen, nicht
nachvollziehen.

Ich denke eher (völlig subjektiv gedacht),
dass Bush tiefen Schmerz verspürte, und er
einen Augenblick (einige Minuten sogar)
das Land und die Welt zusammenbrechen sah,
zumal ihm sein Berater da bereits mitgeteilt
haben soll, dass soeben das zweite Flugzeug
in einen Turm des WTC gerast sei
(vgl. auch Mathias Bröckers: "Verschwörungen,
Verschwörungstheorien und die Geheimnisse
des 11. 9.", Frankfurt/M. 2002, S. 74).
Bush mag nicht anders empfunden haben, als
all diejenigen, die den Terrorangriff auf
ihre Weise miterlebt haben.

Ich kann keine Lanze für den Präsidenten
brechen.
Ich bin kein Bush-Freund. Ganz im Gegenteil.
Ich bin aber auch kein Kerry-Freund, kein
Clinton Freund, kein Kennedy-Freund und
kein Schröder Freund (um die Verhältnisse
zurecht zu rücken).
Als unbedingter Pazifist kann man auch
kein Vertrauen in Präsidenten haben, die
Kriege befürworten oder führen. Insofern
hat das Duo Schröder/Fischer und ihre
Unterstützung für den einstigen Jugoslawienkrieg
auch jeden Kredit verloren. Und sie hatten
sich nur deswegen gegen eine Teilnahme am
2. Irak-Krieg gestellt, weil sie nicht selber
die erste Geige spielen konnten.

Absonderlich erschien es mir auch, dass Moore
in vielen Filmrezensionen nicht kritisch
hinterfragt wurde.
Beispiel Bin Laden, der Bush-Clan, die Saudis
und die (geheimnisvolle) Liaison.
Filmisch betrachtet waren das keine Neuigkeiten.
Im Zusammenhang mit der Anti-Bushkampagne
allerdings. Suggerierten sie doch, dass der
Präsident kein Präsident des Volkes ist,
ein Präsident, der Amerika in den Ruin
führte, und der nur Kriege führt.
Unter den Tisch fiel dabei, dass alle amerikanischen
Präsidenten Kriege geführt haben, und dass der
global agierende Kapitalismus auch in der
Zukunft sein Schwert schwingen wird.
Moores Propaganda hat dann auch letztlich hier
die eigentliche Schwäche gehabt:
im Glauben an den Sieg der Demokraten wird man
antidemokratisch, weil selbst die besterzogensten
Demokraten keine Demokratie in ihren Filmen
zulassen. Die Welt ist eben voller Widersprüche.

Dietmar Kesten 13.11.04 11:03