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MÄNNERPHANTASIEN Dietmar Kesten 24.2.06 15:32
MÄNNERPHANTASIEN 24/7 Hochschule 26.2.06 12:52
MÄNNERPHANTASIEN 24/7 Dietmar Kesten 26.2.06 14:27

Hochschule schrieb:

» Die sexuelle Revolution der 68er hat viele Leute
» teilweise befreit, für andere sind neue Probleme
» geschaffen worden (sexueller Erwartungs- u.
» Leistungsdruck; übermäßige Präsenz von Sex in
» Werbung und Medien, Pornografisierung von Sprache
» in Doppeldeutigkeit und Humor).
»
» Fetischismus ist allerdings nicht neu, sondern gab
» es schon immer. Neu ist nur, dass es ehrlich als
» Wunsch zum Ausdruck gebracht wird, das ist offen
» und gut.
»
» Das führt zu einem anderen aktuellen, deutschen
» Film "24/7 THE PASSION OF LIFE". Auch hier wird die
» Frage aufgeworfen, sind wir denn nun wirklich frei?
» Es wird doch meist nur behauptet und der Film
» fordert noch mehr Individualismus.


Die Geschichte der modernen Gesellschaft und auch die Geschichte der Sexualität ist eine Geschichte von Fetischverhältnissen. Der Fetisch, insofern gab es ihn immer, ist Folge der Dialektik materiellen Mangels und geistiger Hilflosigkeit. D. h. er ist aber Ausdruck des Versuches, diesen Mangel und diese Hilflosigkeit zu bewältigen. Dieser Begriff schlägt die Brücke zur Psychoanalyse, zur „sexuellen Befreiung“ und zur Genese, pathologische Zustände zu erforschen.

Der Grundkonflikt der bürgerlichen Gesellschaft, der „Unfreien“ also, ist eine Vergesellschaftung, die als negative die Individuen nur als abstrakte aufeinander bezieht. Durch diese Abstraktion des gesellschaftlichen Zusammenhangs erscheint die Gesellschaft als eine Abstraktion jenseits der Individuen. Das bürgerliche Individuum trägt seine Gesellschaftlichkeit mit sich in der Tasche herum. Es kann sich auf seine eigene Gesellschaftlichkeit also nur als auf ein äußerliches Objekt beziehen, dass ihm zugleich zum Lebensbedürfnis wird.

Fetischverhältnisse gab es immer. Da stimme ich Ihnen zu. Doch ich würde es eher nicht als Wunsch bezeichnen, der „zum Ausdruck“ gebracht wurde; denn er besteht eigentlich nur in der Objektivierung des Triebs und in der Logik des Wiederholungszwangs. Die Abnabelung vom gesellschaftlichen Fetischismus und damit auch von den Triebobjekten wäre die Ausblendung der kapitalistischen Krisenwirklichkeit; denn die Logik der Wertvergesellschaftung besteht gerade darin, diese Fetischisierung aufrecht zu erhalten (als Gespaltenheit und als Ohnmacht des Subjekts gegenüber den Verhältnissen).

Dietmar Kesten 26.2.06 14:27