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The New World

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EIN ERBAULICHER STOFF Dietmar Kesten 3.3.06 13:39
EIN ERBAULICHER STOFF? Joshua 4.3.06 17:40
EIN ERBAULICHER STOFF? Dietmar Kesten 5.3.06 08:50
EIN ERBAULICHER STOFF? Joshua 5.3.06 10:04
EIN ERBAULICHER STOFF? Dietmar Kesten 5.3.06 11:37
EIN ERBAULICHER STOFF? Joshua 5.3.06 12:15
EIN ERBAULICHER STOFF? Dietmar Kesten 5.3.06 14:38

Joshua schrieb:

» Herr Kesten,
» Die einzige Klischeebildung, die hier einsetzt wird
» ist Ihre eigene. Es ist natürlich einfacher sich
» während des Denkens eigene Stereotypen in den Weg
» zu stellen und diese zudem bestätigt zu sehen, als
» auf den Gedanken zu kommen, dass Malicks Version
» Virginias zur Kolonialzeit vielleicht doch nicht
» "immer auch ein Hinweis auf die ökologisch
» katastrophalen Folgen der
» Modernisierungsbewegungen" enthält, die "Ausbeutung
» der Natur durch den Menschen" thematisiert und
» vielleicht genauso wenig eine "Liebeslegende"
» weiterspinnt. Das ist, mit Verlaub, von Ihnen und
» Ihnen allein sehr einseitig gedacht und mit Blick
» auf den gesamten Film zudem nicht nachvollziehbar.
»
» Richtet Malick seinen Blick nicht eher auf etwas
» Ursprüngliches an Stelle des Harmonischen?
» Geht es vielleicht weniger um eine unberührte, als
» eine gleichgültige Natur? Ist Natur hier allein als
» Landschaft und Wildnis gedacht oder ist sie nicht
» vielmehr Ort und Herkunft?
»
» Es gibt sehr wenig Geschriebenes über Malick und
» noch weniger Interviews, doch etwas Erhellendes ist
» sein Vorwort in seiner Übersetzung von 1969 zu
» Heideggers "Vom Wesen des Grundes" die bis heute
» als die wichtigste und zuverlässigste Übersetzung
» im englischsprachigen Raum gilt. Schauen Sie da
» einmal rein und sie werden besser verstehen wie und
» was Malick in seinen Filmen fragt oder zumindest in
» welche Richtung diese Fragen weisen.
» Grüsse,
»
» Joshua


Was „Klischeebildung“ anbelangt: warum sollte das meine eigene sein? Nur deswegen, weil ich mir erlaubt habe, das „Liebesdrama“ in den Kontext zu stellen? Warum verweigern Sie sich dieser Schau? Der Hinweis auf die „ökologischen Katastrophen“ und „Modernisierungsbewegung“ ist sogar fortlaufende Konsequenz aus dem „Schmalen Grat“. Wenn Sie daraus ein „einseitiges Denken“ postulieren, so ist das Ihre Sache.
Das gesamte Naturdenken bei Malick ist eine Geschichte für sich. Ich erlaube mir Klaus Theweleit zu zitieren: „Das große Wasserloch zwischen den Kontinenten, dessen Befahren unweigerlich zu »Paradiesen« führt, unberührten. Wo willige Eingeborene von ihrem Master - Rolfe kommt auch mal mit Büchern unterm Arm - die richtige Sprache lernen. Dazu »uramerikanische« Bilder, wie man sie auch an den Karl-May-Wasserfällen in Kroatien und sonst wo machen kann. Schnickschnack von »unberührter« Natur - Malicks New World zielt nie auf mehr als Magazinfotografie. Schön fotografiert = kein Bild; könnten Filmemacher wissen.“

Ob Heidegger weiter hilft, weiß ich nicht. Heidegger, der sowieso in Verruf gekommen ist, hat einen sehr eingrenzten Begriff einer Naturbeschreibung gehabt, um nicht zu sagen, einen unmaterialistischen Blick. Der „Ort der Herkunft“, die „Welt als Naturwelt“ zu sehen, („Sein und Zeit“) mag für jede transzendente Philosophie befeuernd wirken. Sollte tatsächlich Malick Heideggers Naturbegriff übernommen haben? Ich würde es nicht glauben wollen. Der „Ort der Herkunft“ ist mir zudem sehr suspekt. Was soll das ausdrücken? Man nähert sich hier tatsächlich einem „ersten Bewegenden“, womit ich Ihre möglichen religiösen Gefühle nicht verletzen will.

Ob Malick tatsächlich ontologisch den Weg ins „Paradies“ beschreiten wollte?
Dann müsste ich mich kräftig revidieren. Und eine andere Kritik schreiben. Ein zurück zu den Ursprüngen der menschlichen Existenz? Fürwahr: eine Verbrämung des Kantschen „ewigen Friedens“ mit der Natur. Doch die postkapitalistischen Konflikte werden nicht in einer Erneuerung des „Ursprünglichen“ einmünden.

Bliebe noch: außer Ihren völlig unbegründeten Eingangssätzen zu meiner Kritik, war es mir eine Freude, Ihre Hinweise zu lesen.

Dietmar Kesten 5.3.06 08:50