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THE DAY AFTER TOMORROW

INFORMATIONEN, HINTERGRÜNDE UND BEDENKEN

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 15. MAI 2004.

„The Day After Tomorrow“ wird in Deutschland am 27. Mai starten, und damit einen Tag vor dem Start in Amerika. Der Film beginnt bei EMMERICH mit seinen bekannten Schauplätzen, die sich urplötzlich verwandeln. „The Day After Tomorrow“ ist manische Endzeitstimmung: die Stunde des Abfackelns droht, Feuer verschlingt, Wasser lässt ertrinken, Luft wird zum Orkan, Vulkane werden zu speienden Killern, Eiszeit, Klimaveränderungen. Zum Dreh der Story ergaben sich ungewohnte Parallelen: verheerende Hagelstürme in China, die Jahrhundertflut in Europa, zerstörerische Tornados, Hurrikans, der kälteste Winter aller Zeiten in Kanada, die beunruhigende Absplitterung einer (riesigen) Antarktiseisplatte („Larsen B“).
Wo wirst Du sein?
Diese Frage geistert seit den ersten Trailern auf Kinoplakaten, in Vorschauen, Werbespots und auf Reklamesäulen durch die Landschaft. Wieder steht der Kampf Einzelner im Mittelpunkt. Im Kampf gegen Naturgewalten zeichnet sich inmitten von Freunden und Familien Rettung ab. Oder auch nicht!! EMMERICH verfilmt wieder einmal einen Gegenwartsmythos. Wer den apokalyptischen Horror im Film nie gesehen hat, weiß nicht, was auf uns zukommen wird. „Independence Day“ (1996) begann einst mit einem riesigen Raumschiff der Außerirdischen. Dass rief die Erinnerung wach, dass jetzt mit den Todesdrohungen ernst gemacht wird. Eine schwarze Urmasse schiebt sich langsam und sicher über den Mond hinweg auf die Erde zu. Die Außerirdischen halten Einzug, während unten auf der Erde alles seinen gewohnten Gang nimmt. Der Film war so geschichtslos und erschrecklich wie nur etwas sein konnte. Und nun verbreitet EMMERICH wieder Schrecken. Doch dieser wird wenig wissenschaftlich beleuchtet sein. Wir werden nichts über Asteroideneinschläge erfahren, die der Erde regelmäßig so nahe kommen, dass sie eine ernsthafte Gefahr darstellen, nichts von dem tatsächlichen Risiko von Überschwemmungen, Tornados, Hurrikans und Erdbeben, nichts über das unbeständige Klima der Erde, lange Kälteperioden und Warmzeiten, nichts wirkliches über die Treibhauserwärmung, wenig über das immer größer werdende Ozonloch über der Antarktis. EMMERICH, der wie PETERSEN auf Action setzt, wird infernale Züge verbreiten. Sein Kennzeichnen der Hoffnung ist, dass niemand sie lange gewährt. Und die Krise auf der Erde wird zu einem schlimmen Fluch, wenn der große historische Bilderbogen die Freiheitsstatue (wie im Trailer zu sehen) einfängt, die im Meer versinkt. EMMERICH, der wie immer vorgibt, einen hochprofessionellen Film drehen zu wollen, wird wieder nur eine eingängige Geschichte vorgelegen, einen glatten, anonymen und teuren Film von der Stange, der neben dem Katzenjammer, den er erzeugen wird, seinen Größenwahn ausdrückt. Wie immer bei solchen Filmen, die von der Apokalypse träumen, wird die Dramatik der Geschichte auf ihn selbst zurückfallen. Mich wundert es, dass hier mit den Ängsten der Menschen in unverantwortlicher Weise gespielt wird.
Da sind die Gesichter des privaten Glücks. Überleben sie, überleben wir alle, wer wird wirklich überleben? Der Staat, der Präsident? An allen Punkten der Welt brennt es, auf Nebenschauplätzen, auf den Plätzen des wirklichen Geschehens: die Hierarchien der Figuranten, die Trennung zwischen diesen und den Randpersonen, die Zersetzung der Stränge zwischen den Haupt- und Nebenhandlungen, das Kameraspiel und das Dekor wird EMMERICH zusammenpuzzeln. Ein deutscher Regisseur, ein amerikanischer Film. Der Abgesang auf jede Hoffnung wird uns hier mit klarer und harter, sehr aufdringlicher Sprache entgegentreten. EMMERICH macht mit „The Day After Tomorrow“ einen einfachen Schicksalsfilm.
Insgesamt kommt auf uns zu: die ungestillte Lust am Untergang; das Unglaubwürdige, die aufgesetzte Unordnung, mit der sie alles hinwegfegt. Das ist perfekter Untergang, ohne Qual, der Sekundentod. Da sieht man, was die Warenkultur filmisch in den Untergang projizieren kann. Und viele werden sich an dem Spektakel erfreuen. Reicht es nicht, dass vor laufenden Kameras Menschen geköpft werden, reicht es nicht, dass Leichenteile in Strassen und Gassen gezeigt werden, und reicht es nicht, dass barbarische Racheakte wie im Sudan den Globus überziehen? Muss jetzt auch noch ein weiteres Krisenszenario filmisch erzeugt werden, dass nur Untergangsstimmung suggeriert? EMMERICH ist hier erneut wie PETERSEN: beide wollen herausfinden, mit welchen filmischen Mitteln der Hollywoodkrieg gewonnen werden kann, und beide können sich nur die Hand reichen.

Dietmar Kesten 15.5.04 12:02