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[ Archiv ] [ 2006-12 ]
Die Prädikate der Woche 1.12.06 20:23

Die  Filmbewertungsstelle hat die "Prädikate der Woche" bekanntgegeben. Hier die Bewertungen mit Begründungen:

FBW - Filmbewertungsstelle Wiesbaden- besonders wertvoll -

 Happy Feet (Animationsfilm)
Erstklassige Unterhaltung, die beweist, dass Tiere nicht verniedlicht werden müssen und dass reale Welten und reale Probleme auch im Animationsfilm Platz haben. Der forcierte Einsatz moderner Bildcomputer lässt hier nicht über die Technik staunen, sondern über die Natur. Bildgestaltung und Musik-Track sind virtuos, die originelle Story mit den tanzenden und singenden Pinguinen bietet ein furioses Spektakel.

 The House is Burning (Spielfilm)
Zwei FBW-Prädikate für Kurzfilme waren diesem Spielfilm-Debüt vorausgegangen. Regisseur Holger Ernst wirft sich ohne jedes Zögern in ein unglaublich authentisches Milieu, zeigt mit erstaunlicher Wucht und schonungslosem Blick ein Kleinstadt-Amerika voll düsterer Realität. Im Erzähl-Rahmen eines Tages entsteht das Porträt einer ganzen Gruppe junger Menschen. Die großartigen Schauspielerleistungen und Musik und Sounddesign sind eine besondere Erwähnung wert.

 Bye Bye Blackbird (Spielfilm)
Ein emotionaler Trapezakt, eine elegisch-elegante, gewollt artifizielle Ballade über den Zirkus, über das Schweben und Fliegen - auch der Gefühle - und über die Schwerkraft der Verhältnisse. Regisseur Robinson Savary stammt aus einer Zirkusfamilie, und nur so jemand kann derart stimmig von den Alltagsmomenten nach der Vorstellung erzählen, weiß um die poetischen Ritzen auf der Projektionsleinwand der Artisten. In der Hauptrolle ein sonderbarer Mann, ein schwindelfreier Luftmensch und melancholischer Held.

 Flutsch und weg (Animationsfilm)
All das eklige Getier, Mäuse, Ratten, Fliegen, Frösche, Kröten und Schnecken werden hier zu Helden – und sie gewinnen die Herzen in dieser Kanalisations-Saga aus einem Parallelwelt-London, das aus lauter Abfall gebastelt ist. Zehn- bis vierzigtausend Einfälle, eine beim ersten Sehen schier unausschöpfbare Fülle, machen den Animationsfilm kurzweilig und klug. Das Tempo ist atemberaubend stimmig, die Filmtechnik lässt die Grenzen zwischen Computeranimation und Knet-Trick verschwimmen. Auch Erwachsene haben hier jede Menge Spaß.

 Departed - Unter Feinden (Spielfilm)
„Niemand schenkt dir etwas. Du musst es dir nehmen.“ Eine knallharte Geschichte ist es, die Martin Scorsese in diesem überzeugend ausgefütterten und nach Boston transplantieren Remake des Hongkong-Krimis „Infernal Affairs“ schnörkellos serviert. Ohne alle Mätzchen, lakonisch, tough und cool, bitter-witzig und voller Kraft ist der düstere Film. Die Männer sind Männer, DiCaprio war noch nie so erwachsen, Jack Nicholson ist zum Fürchten – und mitten drin eine erstaunlich zart-harte Frau. Großes Kino, das lange nachhallt.

FBW - Filmbewertungsstelle Wiesbaden- wertvoll -

 Es begab sich aber zu der Zeit (Spielfilm)
„Dies ist der ultimative Weihnachtsfilm“, befand die FBW-Jury, denn die Geschichte von der Geburt Jesu wird hier so bibeltreu erzählt wie nur irgend möglich. Keine originellen Regie-Einfälle stehen hier im Vordergrund, sondern solides Filmhandwerk, eine historisch möglichst akkurate Ausstattung und überzeugend besetzte Darsteller. Besonders beeindruckend sind auch die Heiligen Drei Könige.

 Ich will alles - Die Gitte Haenning Story (Dokumentarfilm)
Gewiss gibt es Zeitgenossen, denen Gitte nichts zu sagen hat. Wer sich aber für das quirlige dänische Multitalent interessiert, der bekommt hier die ultimative Bio-Doku geboten. Regisseur Marc Böttcher versammelt eine schier unglaubliche Menge an Bildmaterial, arbeitet mit sich gegenseitig kommentierenden Split Screens und montiert das Ganze so elegant, dass der Film nicht überladen wirkt. Eine Reise durch Show-Geschichte, Musik und Zeit, Fernsehen und Mode. Und kluge Kommentare von Knut Kiesewetter.

DVD-Edition des Monats November 2006

 Ernst Lubitsch in Berlin (Dokumentation, Prädikat "Besonders wertvoll")
„Pep, Humor. Love und Soul“ – das macht den ultimativen Lubitsch-Touch, den meisten Kinogängern am besten vertraut aus „Sein oder Nichtsein“ (To Be or Not to Be, 1942). Die superbe Dokumentation von Robert Fischer, Bonus-DVD einer sechsteiligen Deluxe-Edition, bringt uns den frühen Lubitsch näher. 1920 drehte er mit „Anna Boleyn“ den damals mit Abstand teuersten deutschen Film. Die DVD-Edition von Transit-Film macht nicht nur fünf große Filmklassiker wieder verfügbar, sie kann es mit der Editionsleistung der von Cineasten angebeteten DVD-Reihe „Criterion Collection“ aufnehmen.

Kurzfilme des Monats November 2006

"Derya" von Sebastian Heinzel (Dokumentarfilm, Prädikat "Wertvoll")
Dass er ein ganzer Mann ist, zeigt Derya schon in der ersten Einstellung, in der der 53-jährige vom hohen Sprungturm ins Wasser zischt. Bewundernswert hält der faszinierende Dokumentarfilm über einen türkischen Busfahrer aus Ludwigsburg die Balance zwischen Selbstinszenierung und kritischem Porträt. In der Türkei war er einst ein Kämpfer für den Sozialismus, heute in Deutschland geht es um die Behauptung als Mann. Das ist ein hochinteressanter Stoff.

"Grün" von Kyne Uhlig (Kurzfilm, Prädikat "Besonders wertvoll")
Ein anarchistischer Film zum Thema „Mit dem Essen spielt man nicht!“, der verblüffende Einsichten in den Nahrungskreislauf bietet. Kreativ und originell ist die Animation, ganz realitätstüchtig und gleichzeitig märchenhaft und surreal. Es gibt viele verfremdete Alltagsdinge, grün-fressende Löffelpflanzen und zum Ende das große Gurkenchaos.

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